MAK

Volltext: Katalog der Ausstellung orientalischer Teppiche im K.K. Österr. Handels-Museum, 1891

SMYRXA-TEPPICHE. Charakters. AVenn wir hervorheben, dass ausschliesslich Frauen, und zwar Türkinnen, die Anfertigung der Teppiche besorgen, so bedarf Niemand, welcher mit muslimischer Sitte nur halbwegs vertraut ist, einer sonderen Bekräftigung, dass das Erscheinen einer Türkin in einem öffentlichen Fabriks¬ iocale ein Ding der Undenkbarkeit ist. Nur zu Hause in der Familie oder in wohlverschlossenen Räumen, wo die Frauen und Mädchen zum Zwecke des Teppichwebens zusammen¬ kommen, wird gearbeitet, und man sieht es stets ungern und mit Misstrauen, wenn ein Fremder den Arbeitsraum betritt, um die Herstellungsweise der Teppiche zu betrachten. Es zeigt auch von nationalökonomischem Verständnisse der Anatolier, dass sie die Teppicharbeit wie ein Geheimniss hüten, um der im Lande einzig blühenden Industrie keine fremdländische Concurrenz zu schaffen. Der grösste Theil der zu verarbeitenden Wolle stammt von den eigenen Schafen und wird im Hause gesponnen. Die Wolle ist von fettiger Sorte und verliert durch den Reinigungsprocess, dem sie unterworfen wird, 40 Percent, doch glaubt man auch, dass sie nicht immer gewaschen wird, da gewisse Farben, wie blau und gelb, an der ungewaschenen Wolle schöner erscheinen. Das Färben der Wolle besorgt der Mann während der Regenzeit überall im Hause, doch gibt es in Kula und Uschak auch Färber von Profession. Was die Farbstoffe selbst anbelangt, ist es vor Allem die im Lande gebaute Krappwurzel, welche zum Rothfarben benützt wird; zu diesem Zwecke wird allerdings auch Cochenille an¬ gewendet, doch nicht so häufig, wie die Teppichhändler gerne behaupten, um wegen der Theuerung der Farbe auch ihre Waare zu höheren Preisen verkaufen zu können. Indigo gibt die blaue, die Kreuzbeere die grüne und gelbe, der Gall¬ apfel die schwarze und Valonea die weisse und braune Farbe; zur Hervorbringung hellerer oder dunklerer Farbentöne dienen verschiedene Holzgattungen, und von chemischen
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