BOSNISCHE TEPPICHE.
Gleich vielen anderen aus dem Orient herübergelangten
Industriezweigen war in Bosnien und der Herzegowina auch
die Teppichweberei zu einer bemerkenswerthen Entwicklung
gelangt. Doch bei dem in neuerer Zeit eingetretenen allge¬
meinen culturellen Niedergänge in diesen Provinzen war auch
diese einst so blühende Industrie in Verfall gerathen und Hess
dieselbe zu Beginn der Occupation kaum eine Spur ihrer
einstigen Bedeutung erkennen. In den rohen, plumpen
Zeichnungen waren die Ueberreste der schönen alten Muster
nur schwer wiederzufinden, und die echten guten Pflanzen¬
farben hatten Anilinpräparaten weichen müssen, deren Hand¬
habung freilich bequemer war als der mühsame und lang¬
wierige Process des Pflanzenfärbens, und deren lebhafte Töne
einem ungebildeten Geschmack auch zusagen konnten, die
aber wegen ihrer schreienden Farbenwirkungen und geringen
Dauerhaftigkeit den bosnischen Teppichen den letzten Rest
von praktischer und künstlerischer Bedeutung benehmen
mussten.
Zudem waren die Webestühle äusserst primitiv construirt
und so schmal, dass man auf denselben nur Streifen in der
Breite von ungefähr einem Arschin (etwa 40 Centimeter) her¬
stellen konnte. Sollte nun ein breiterer Teppich angefertigt
werden, so behalf sich die Weberin damit, dass sie mehr