BOSNISCHE TEPPICHE.
solcher Streifen zusammennähte, was die bosnischen Arbei¬
terinnen nicht ohne Geschick zu machen verstanden. Des
Curiosums halber sei hier auch erwähnt, dass solche Teppiche
nicht gemessen, sondern gewogen und nach dem Gewichte
verkauft wurden.
Als es sich die österreichisch-ungarische Verwaltung in
Bosnien und der Herzegowina zur Aufgabe gestellt hatte
den in diesen Provinzen einst blühenden Zweigen kunst¬
gewerblicher Thätigkeit zu einem neuen Aufschwünge zu
verhelfen, wurde selbstverständlich in erster Linie auch die
Teppichweberei in Betracht gezogen.
Man hatte sich bald davon überzeugt, dass es den bos¬
nischen Arbeiterinnen weder an manueller Geschicklichkeit
noch an Intelligenz fehlte, und dass es sich vor Allem darum
handelte, ihnen die materiellen Behelfe zu verschaffen, durch
welche sie in Stand gesetzt würden. Erzeugnisse zu liefern,
welche auch höheren Anforderungen entsprechen könnten.
Zu diesem Zwecke wurde von der Landesregierung in
Sarajevo ein eigenes Atelier für Teppichweberei eingerichtet.
Die Webstühle, welche darin zur Aufstellung gelangten, ent¬
sprachen allen Anforderungen der modernen Technik, und
es können auf denselben Teppiche von jeder Grösse und
Breite angefertigt wrerden. L"m die Arbeiterinnen mit diesen
ihnen bisher fremden Apparaten vertraut zu machen und
ihnen die nothwendigsten technischen Kunstgriffe und Be¬
helfe beizubringen, wurde eine Anzahl anstelliger bosnischer
Weberinnen nach Wien berufen und in der Fabrik der Firma
Philipp Haas & Söhne unterrichtet. Bei der Intelligenz und
raschen Auffassungsgabe dieser Mädchen wurden in kurzer
Zeit überraschend günstige Resultate erzielt, und sind heute
im Teppichwebe-Atelier in Sarajevo über 50 Weberinnen
beschäftigt.
Der zweite, gleich wichtige Factor bestand in der Be¬
schaffung guten Materials, nämlich rationell präparirter Schaf-