BULGARISCHE TEPPICHE.
Sitz- und Fuss-Ivilims im Orient ist ausserordentlich gross;
denn die Vorliebe für solche ist bis in die bescheidenste
Hütte eingedrungen. Der ärmste Moslim benöthigt überdies
den strengen Koranrituell gemäss einen eigenen Gebet-Kiliin.
Dieser ausserordentliche Consum von Teppichen aller Art
bestimmte seit langer Zeit die industrielle Physiognomie zahl¬
reicher Orte dies- und jenseits des Ciprovec-Balkans. Ab¬
gesehen von Pirot und Ciporovica, den Centren dieser einträg¬
lichen Hausindustrie, bildet auch zu Zelesna, Gornji-Zlatina,
Govesda, Vlaskoselo etc. beinahe jedes Haus eine kleinere
Fabrik.
In das Sortiren, Spinnen und Färben der zur Teppich-
fabrication ausschliesslich verwendeten Schafwolle theilen
sich Frauen und Männer, die Bereitung der dunklen Couleurs,
namentlich des Braun und Schwarz, dann die Aufrichtung
des einfachen Webstuhls, ferner die mühsame Herstellung
der Ketten besorgen ausschliesslich die Männer, während
die Wahl der Dessins, der Farben und das Weben den
Frauen überlassen bleibt. Jeder erzeugt seine Teppiche in
herkömmlichen Grössen und Farben, jene von Ciporovec
sind beispielsweise durchschnittlich 2 Meter lang, 1 Meter
breit und vorherrschend schwarz, braun, blau gemustert.
Teppiche, welche diese Grösse überschreiten, werden im
nördlichen Balkan selten und nur auf besondere Bestellung
gearbeitet. Manchmal laufen aus den fernen Städten Rust-
schuk, Adrianopel, ja selbst Stambul Aufträge durch Ver¬
mittlung von Piroter und Berkovicer Kaufleuten ein, welche
den Preis vereinbaren und ein Angeld bezahlen, da die
Herstellung eines Pracht-Kilims vieleWochen und bedeutende
Vorauslagen beansprucht.
An Teppichen grossen Formats arbeiten oft gleich¬
zeitig 4—6 Frauen und Mädchen. Gibt es deren nicht so
viele im Hause, so helfen jene der Nachbarn gegen eine
Entschädigung, welche pro Tag 4—6 Piaster beträgt. Im