MAK

Volltext: Katalog der Ausstellung orientalischer Teppiche im K.K. Österr. Handels-Museum, 1891

200 SERBISCHE TEPPICHE. behindert, zählt man im Ganzen nur circa 900 Personen, welche sich bescheiden, mit Teppichweberei ihr Leben zu fristen. Selbst von diesen ist aber nur die Hälfte ständig beschäftigt. Die Teppicherzeugung zerfällt in zwei getrennte Zweige des Gevverbfleisses: das Färben des zum Weben bestimmten Wollmateriales und das Teppichweben selbst. Als der wichtigere der beiden Zweige darf wohl das Färben der Wolle bezeichnet werden, denn die Haltbarkeit der Farben und die Abtönung der Nuancen verleiht dem Teppiche den Werth und ist dasjenige Moment, welches uns bei Betrachtung der serbischen Producte fesselt. Im Vergleiche mit unseren Erzeugnissen muss dieser Zweig der Hausindustrie als unerreichte Specialkunst hingestellt werden, denn ein zwanzigjähriger Gebrauch geht an einem guten Piroterteppiche fast spurlos vorüber. Die Färberei ist, wie gesagt, vollkommen getrennt von der Weberei, bildet durchaus kein Geheimniss, wie meistens angenommen wird, sondern ist Gegenstand eines öffentlichen Gewerbes, das in Pirot 12 Repräsentanten mit 22 Hilfsarbeitern auf¬ weist. Es werden nur vegetabilische Färbemittel zur Teppichwolle verwendet; die wenigen auf chemischem Wege und mit Mineralien gefärbten Wollen, die man zeitweilig dort producirt, werden nur zu geringwerthigen Teppichen verwendet, zu jener Waare, welche, nebst der armen Classe, fast nur im unkundigen Fremden ihre Käufer findet. Im Gegensatze zu dem öffentlichen Gewerbe der Fär¬ berei steht die Teppichweberei, die als reine Hausindustrie, umgeben von einem Sagenkreise mit vielen Märchen und Volksliedern, sich von Mutter auf Tochter übererbt. Es gibt keinen gewerblichen noch Anschauungsunterricht, selbst eine Mustersammlung fehlt in dieser Hausindustrie, und nur die Sorgfalt der Mutter verpflanzt die Kunst auf die Nachkommen.
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