MAK

Volltext: Katalog der Ausstellung orientalischer Teppiche im K.K. Österr. Handels-Museum, 1891

ZUR GESCHICHTE DES ORIENTALISCHEN TEPPICHS. 9 die diese Teppiche verfertigt haben. Es ist eben die primi¬ tivste aller Textilverzierungen, die Streifung, wie wir sie auch an den Costümen der Orientalen offenbar in Folge einer atavistischen Neigung noch heute mit Vorliebe zur Schau getragen sehen. Die Einzelmotive innerhalb der Streifen sind rein geometrisch oder stark stilisirt; bezeichnender- massen sind die darunter befindlichen Thierfiguren nicht die alten historischen — Löwe im Kampf mit dem Stier, der Pfau u. s. w. —, sondern die den Menschen umgebenden Hausthiere: Pferd, Ziege, Kameel. Ist nun dieses System der Teppichornamentik wirklich ein ursprüngliches, primitives? Waren die Gegenden, in denen die teppichknüpfenden Nomaden heute wandern, vor¬ mals nicht von reichen Culturvölkern bewohnt, und ist ein Rest dieser Cultur nicht auch in die Erzeugnisse der heutigen Nomaden eingedrungen? Diese Zweifel erledigen sich dadurch, dass die heutigen Nomaden nach den wesentlichen Bestandtheilen ihres Volks¬ thums nicht die in primitive Verhältnisse zurückgesunkenen Nachkommen der früheren Culturvölker, sondern hauptsäch¬ lich türkische Stämme sind, die erst in verhältnissmässig später Zeit aus Hochasien eingewandert sind und aus dieser ihrer Heimat ihre Sitten und Lebensgewohnheiten, und auch ihre Künste im ursprünglichen Zustande mitgebracht haben. Daher die überaus originelle Erscheinung, die z. B. die Teppiche der Teke-Turkmenen darbieten (Nr. 132). Dagegen ist das Bild, das uns die Teppiche der Kaschkai-Nomaden gewähren, schon ein ganz anderes. Das primitive geometrische Ornament findet sich zwar auch an diesen in der Form des sogenannten Aschkali-Musters (Nr. 64). Dagegen haben sie das Palmwipfelmuster (Nr. 69) zweifellos aus dem älteren persischen Kunstfonds entlehnt. Ein etwas vorgeschritteneres System der Flächen¬ verzierung erscheint bewerkstelligt durch die rechtwinkelige
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