INDISCHE TEPPICHE 217
Kunst stand, Muster, welche in Form und Farbe deutlich
auf Hindu-Ursprung hinweisen; ein Ilauptzug ist die
lebhafte Verwendung- von Schwarz neben Orange und
das lederfarbige Weiss. In Südindien dagegen zeigten die
Muster mehr persischen Ursprung, und dies ist leicht zu
begreifen, wenn man in Erwägung zieht, dass die ver¬
schiedenen Fabriken verhältnissmässig neuen Datums sind
und in allen Fällen ihre Entstehung den muhammedanischen
Prinzen und Xawabs des Carnatic verdanken, welche
mancherlei persische Gewerbetreibende und Künstler zur
Niederlassung in ihren Residenzstädten veranlassten.
Die berühmteste dieser Fabriken ist Warangui im öst¬
lichen Theile des Dekkan. Die drei seidenen und wollenen
Teppiche Xr. 238, 239, 240 und 241 sind Proben der
Weberei von Warangui vor fünfzig Jahren. In diesen springt
der persische Charakter sofort in die Augen, aber gewisse
Besonderheiten, namentlich in den Bordüren, weisen auf
indischen Einfluss hin. Der verstorbene Sir Salar Jung
machte wiederholte Versuche, die verfallende Teppich¬
industrie Waranguis zu heben, und um die Ursachen dieses
Verfalles zu ergründen, sammelte er Alles, was aus der
älteren Geschichte dieser Industrie bekannt war; er fand,
dass die Einführung der Sammtteppich-Weberei in Südindien
nicht früher vor sich ging als zur Zeit Aurungzeb's, unter
dessen Regierung persische Weber ins Land gezogen wurden,
um die Fabriken zu begründen. Zwei Ursachen des Verfalls
wurden festgestellt: Vor Allem die Vernichtung oder Ver¬
armung vieler fürstlicher Hofhaltungen, an denen schöne
Teppiche gehalten und geschätzt wurden, und die überhand
nehmende Verwendung europäischer Teppiche durch die
reichen Eingeborenen, die auch europäische Möbel bei sich
einführten; zweitens der demoralisirende Einfluss des euro¬
päischen Handels, welcher in der letzten Zeit sich zu einem
regelrechten System der Verbilligung der Production auf