PERSISCHE SEIDENTEPPICHE. 89
Ghilan allgemein verbreitet war, von wo aus sie ihren Weg
nach dem Kaukasus fand. Schon zur Zeit Ibn Haukal's, des
bekannten arabischen Geographen, war die Seidenproduction
Centraiasiens sehr bedeutend, und dessen Bewohner lange
vorher durch ihre Kunstfertigkeit in der Verarbeitung der
Seide ausgezeichnet. Im XVI. und XVII. Jahrhundert gehörte
die persische Provinz Ghilan zu den reichsten seidenprodu-
cirenden Gegenden Asiens und war der Sitz eines schwung¬
haften Seidenhandels nach "West und Ost. In Yezd und
Kaschan gab es Ende des XVII. Jahrhunderts vorzügliche
Seidenweber, welche es verstanden, in ihre Gewebe Figuren
einzuwirken und selbst Schrift, so trefflich wie die beste
Handschrift». Die Seide, welche die Genuesen im XVI. Jahr¬
hundert von den Ufern des Kaspischen Meeres bezogen,
nannten sie Ghile, dieselbe, welche bei den Florentinern des
XIV. Jahrhunderts «Seta Ghella hiess. Die Seidenweberei
war bald über ganz Persien so sehr ausgebreitet, dass die
genaue Bestimmung des Ursprungs der alten auf uns über¬
kommenen orientalischen Seidenteppiche heute wohl zu den
schwierigst zu lösenden Aufgaben gehört. Die Zahl der
persischen Seidenteppiche in unserer Ausstellung ist sehr
bedeutend; das hervorragendste Stück darunter ist der dem
Allerhöchsten Hofe gehörige sogenannte Jagdteppich, welcher
wiederholt bereits der Gegenstand der Untersuchung von
Fachmännern gewesen, über den speciell Herr Alois Riegl
in seinem Buche «Altorientalische Teppiche» geschrieben hat.
Ein für uns interessantes Stück ist auch der unter der Katalog¬
nummer 377 verzeichnete Teppich (aus dem Besitze des Malers
H. v. Rybkowski), da die in der modernen Abtheilung aus¬
gestellten Kaschaner Seidenteppiche — wenigstens einer
derselben (Xr. 109) — sich an dieses Vorbild anlehnen.
In der Gegenwart werden persische Seidenplucheteppiche
nur in der durch den Kunstsinn ihrer Bewohner von altersher
ausgezeichneten Stadt Kaschan, in welcher auch die per-