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nördlichen Italiens am Schlüsse des XVI. Jahrhunderts charak
teristisch ist.
502. Abschlussrand eines velum pulpiti, wie dieselben in
rheinischen Kirchen als Behang für tragbare Epistel- und Evan
gelienpulte an Festtagen ehemals gebräuchlich waren. Der Tech
nik nach ist diese interessant gemusterte Pultdecke zu den Ar
beiten aux fils tires zu zählen, welche Technik der Netzarbeit
mit gezählten Stichen vorherging. Die' mustergültigen Dessins
sind den besten Compositionen der rheinischen Modelbiicher
des XVI. Jahrhunderts entlehnt. In den Spruchbändern liest
man. abwechselnd die Worte: «Caritas, Gasitas». Rheinische
Nonnenarbeit aus dem Schluss des XVI. Jahrh.
503. Theil eines Behanges (lambrequin). In den filochirten
Netzarbeiten mit gezählten Stichen und interessanten Musterun
gen der italienischen Renaissance wechseln ab eingesetzte qua
dratische Stücke von Leinen, die ihrerseits wieder durch ausge
schnittene Arbeiten (faites aux points comptes) gemustert sind.
Italienische Arbeit aus dem Schlüsse des XVI. Jahrh.
504. Taufdecke (pallium baptismale). Die quadratische Netzwir
kerei (filet, lacis) in immer variirenden Dessins wechseln mit
feinen quadratischen Leinenstücken ab. Ober-Rheinische Kloster-
Arbeit aus dem Beginne des XVII. Jahrh.
505. Grösserer Behang in Netzwirkerei, dessen geometrische
Musterungen durch gezählte Stiche (points comptes) in Hinblick
auf Compositionen deutscher Modelbücher hergestellt sind. In dem
unteren Rand ist in gezählten Stichen eine Jahreszahl ersichtlich,
nämlich A. D. 1576.
506. Taufdecke, in filochirter Netzstickerei (filet, lacis) ab
wechselnd mit eingesetzten Leinenstreifen, welche durch ausge
schnittene Arbeiten vermittels italienischen Dessins gemustert
und belebt sind. Dies vorliegende pallium baptismale dürfte zu
den reichsten Nonnen-Arbeiten in durchbrochenem Weisszeug zu
rechnen sein, die in rheinischen Klöstern am Schlüsse des XVI.
Jahrh. Entstehung gefunden haben.
ÖSTERR. MUSEUM
f. ANGEWANDTE KUNST
WIEN ’