Der neue Bodenseedampfer „Rhein", entworfen von H. E. v. Berlepsch-Valendis in Planegg-München
lebens, und wie bei ihm, hat sie einen eigentümlichen, vullgültigen, künstlerischen Ausdruck
gefunden. Freilich auf der Lichtseite der Menschennatur, während Carriere geschaffen
war, im Schatten des Lebens zu wandeln, dessen tragische Mächte zu fühlen.
ANS SCHLESINGER. Ein junger Wiener, dem rnan römische Studien und
Pariser Eindrücke ansieht, hat eine Ausstellung seiner Bilder bei Miethke in der
Dorotheergasse. Er macht den Rausch der großen römischen Malerei durch, in deren
Schätzen er zu wühlen versucht. Kopien wie der Innozenz X. des Velazquez, der bei ihm
viel röter ausfällt als das fein herabgedunkelte Original, zeigen den Bann der ewigen
Stadt. Große Akte und Szenen wie „Orpheus und Eurydike", „Judith", Porträtstudien vom
schweren Wurf der Renaissance zeigen eine unfertige Technik, der doch mitunter eine
tüchtige Gewandstudie gelingt, wie das braune und gelbe Kostüm des Damenporträts Nr. 6.
Die Mängel des Zeichnens sind natürlich besonders störend. So mancher Deutsche hat in
Rom diesen Leidensweg zurückgelegt; auch Große, wie Anselrn Feuerbach, an dessen
frühes Wollen das des jungen Malers zum Teil erinnern mag. Ein Talent für farbige
Stimmung ist jedenfalls vorhanden. So in den Sonnenstudien auf seiner Terrasse, auch mit
einer weiblichen Figur ausgestattet. Oder in einer römischen Vedute: „Via della Paciiica-
zione", wo die Lichter und Schatten des Tages sehr ansprechend zur Geltung kommen.
In Venedig und Versailles stellen sich andere Anregungen ein, manchmal nicht ohne
Glück. Oder es schlägt eine derb realistische Stunde, wo er eine alte Bäuerin mit der Hand-
festigkeit eines Russen hinrnörtelt. Zum Ausdruck der eigenen Persönlichkeit ist er noch
nicht gelangt; alle paar Schritte spiegelt er einen ganz anderen Einiluß wieder. Aber er
wird sich finden.