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figur — unter einer dritten, ebenfalls neuzeitlichen Farb-
schicht die unzweideutigen Reste der ursprünglichen
Fassung zutage treten ließen, erscheint eine sachgemäße
Abdeckung dringend geboten, Höhe 125 cm. Das Holz
äußerst verwittert, rissig und morsch; unwesentliche
Fehlstellen am Gewände der hl. Anna, die Zehen des
linken Kinderfußes abgebrochen und wieder angesetzt.
— Wien, St. Annakirche.
Nürnbergiseh, Veit Stoß, 1510- 1520.
Bis vor kurzem in einer barocken Nische über der Eingangstür, wohin
das Werk nach der freilich wenig verläßlichen Aussage älterer Abbildun
gen der Kirchenfassade kaum vor dem Ende des XVIII. Jahrhunderts
gelangt sein dürfte; stammt vielleicht von einem Altar der zu Beginn des
XV. Jahrhunderts vergrößerten St. Annen-Kapelle. Die rein stilkritische
Beweisführung der Zuschreibung erhielt durch den Umstand, daß eine
so schwache Arbeit der Stoß-Schule wie die bei F. Wolter und
W. Burger, Die mittelalterliche Holzplastik in Deutschland, München
1924, T. 70 abgebildete Anna selbdritt im Germanischen Museum zu
Nürnberg die Bekanntschaft mit der Wiener Gruppe voraussetzt, eine
mittelbare Bestätigung. Da einige der seinerzeit für den Zeitansatz
herangezogenen Hauptwerke mittlerweile umdatiert wurden, wird es
sich vielleicht empfehlen, auch das Wiener Stück mit der neueren Stoß-
Forschung aus der spätesten Zeit des Meisters in das zweite Jahrzehnt
des XVI. Jcihrhunderts hinunterzurücken.
Literatur: K. Rathe, Ein unbekanntes Werk des Veit Stoß in Wien,
Kunstgeschichtliches Jahrbuch der k. k. Zentralkommission, Jahrgang
1909, S. 187—197 (mit Abbildungen); M. Loßnitzer, Veit Stoß,
Leipzig 1912, S. 125 f. und 131 (mit T. 43); Jan Ptasnik, Revindi-
cacze usw., Krakau 1914 (mit Abbildung); B. Daun, Veit Stoß^,
Leipzig 1916, S. 137—138 mit T. XLII.
178 und 179. TRAUERNDE MARIA UND JOHANNES
aus einer Kreuzigungsgruppe
Vollrunde Freifiguren aus Lindenholz. Nach der kürzlich
erfolgten Abdeckung einer grauen Tünche zeigten sich