1 HI. Franziskus, um... spätes 11.111.
2 HI. Jakob, Slilllapn Malomoros (Molirentnm), Schule von Cuzco. Miue 11. jh.
Anonymität dieser Kunst bedingt, das - auch für
die religiöse Kunst des abendländischen Mittelalters
charakteristische - Fehlen des individuellen Schöp-
ferbewußtseins, wodurch zahllose, stets gleich namen-
lose Wiederholungen des gleichen Sujets mit
kleineren oder größeren Variationen der Einzelheiten
desselben oder auch unbedenkliches, mehr oder
minder freies Kopieren europäischer Bildkonzep-
tionen möglich werden. Man kann fünf Zentren
kolonialen Kunstschaifens unterscheiden, deren cha-
rakteristische Besonderheiten selbst dann merklich
sind, wenn es sich um die Übernahme eines in einem
bestimmten Kunstzentrum geprägten Bildtypus
durch ein anderes handelt: Mexiko, Neugranada (das
heutige Kolumbien, mit der Hauptstadt Bogota),
Ekuador (mit der Hauptstadt Quito) und zwei
untereinander stark verschiedene peruanische Zen-
tren, die spanische Hauptstadt Lima und die alte,
hochandine Inka-Hauptstadt Cuzco 2). Dabei dürften
die „Escuela neogranadina" und die „Escuela cuz-
queüa" die beiden Pole kolonialer Kunstgesinnung
verkörpern: Die „Schule von Cuzco" (die allerdings
weit über die Stadt dieses Namens hinausgreift, die
Ufer des Titicacasees umfaßt, ja bis zum bolivi-
anischen Potosi reicht), zeigt die volle Kraft volks-
tümlich-indianischen Einflusses; die „Schule von
Neugranada" (Kolumbien) dagegen die spanische
Subtilität theologischer und dämonologischer Speku-
lation 3) (Wie ja auch nicht zufälligerweise in einer
kolumbianischen Stadt die bedeutendste, ja eigent-
lich einzige hispano-amerikanische Mystikerin,Fran-
cisca Josefa del Castillo, bis gegen die Mitte des
18. Jahrhunderts w unseres Jahrhunderts der „Auf-
klärung" - wirkt) 4).
Ich behandle zunächst eine der „Schule von Cuzco"
angehörige Gruppe von Bildern, die übrigens nahezu
vollzählig in dem grundlegenden Werke von Pzil
Kelemen "Baroque and Rococo in Latin America"
(Macmillan, New York 1951) abgebildet sind, natiir-
lich auf Grund von Repliken (Parallelschöpfungen)
der in meinem Besitz befindlichen Werke. Ein wohl
der Mitte des 17. Jahrhunderts angehöriger „Santiago
Matamoros" („Mohrentöter") zeigt den spanischen
Kriegsheiligen, in golddurchwitktem Gewand und
Mantel, mit breitkrempigem Hut, Banner und
gezogenes Schwert in den Händen, wie er auf sich
bäumendern Roß - das in Faktur und Reitzeug
deutlich orientalischen Einiluß zeigt g über hin-
gesunkene Mauren hinwegreitet, wobei der land-
schaftliche Hintergrund entsprechend der anti-
naturalistischenindianischen Volksneigung nur flüch-
tig angedeutet erscheint. Ein nach Kelemen vom
Ende des 17. oder Anfang des 18. _]ahrhunderts
stammender riesiger „Sankt Christophorus" in grau-
griinem, ("liegendem Gewande und sturmgepeitschtem
dunkelrotem Mantel watet durch das Wasser, den
Christusknaben mit der Weltkugel - dessen wind-
Jakob, San
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