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verfällclites Bild unfercs Zeitftils, hier manifeltiert licli der Oeldimack der
Menfchen, hier ?eist lieh der tempohefdrleunigende, mechanilierende EinfluB
der Technik unferes leider nur in dreier Hinficht unübertroffenen Jahrhunderts.
Die bequeme Gemütlichkeit ilt fort^ denn der Erwerbsgedanke beherrfcht alles.
Trohdem dürfen wir aul äfthetifche Gefichtspunkte nicht vernichten. Das
Bedürfnis nach Schönheit in den Propagandamitteln, angefangen von der
Werbung der Verkehrsmitteh der Induftrie, des Handels, die das gelamte
Strabenbild von den Dächern bis hinunter tu den Schildern, Schaufenltern
und Plakatläulen beherrfchen, kann nur dann befriedigt werden, wenn die
Ausgeltaltung von berufenen, verantwortungsbewußten Künftlern über=
nonimen wird. Langfam befinnt man fich, daß nur berufene Künftlerhände
die fchreienden Gefchmacklofigkeiten bannen können, deren Llnsiahl, von
Pfulchern hergeltellt, in letzter Zeit das Stadtbild veruntjieren.
, Die W^erbegraphik erfüllt wirtlchaftlichen, äfthetifchen und künltlerilchen
I Zweck und verdient vielleicht mehr Beachtung, als die V/erke der freien
Kunft, da die Bewältigung und Eöfung täglicli neuer Aufgaben das größte
Können, lowie die Beherrfdiung aller Techniken vorauslet;t. Der Gebrauclis»
' graphiker hat unter viel Ichwierigeren Verhältniffen lein Werk dem jeweiligen
' Zwecke dienlich ?u machen. Er kann nicht, wie der frei Ichaffende Maler,
^ nur feiner momentanen Intuition arbeiten. Der Gebrauchsgraphiker muß
fein Können dem Zweck unterordnen, er muß als Künftler mit Inlpiration
imd Phantafiereichtum, die nicht erlernbar find, dem Gedanken jenes
Gewand geben, das fich der Mentalität der Bevölkerung anpaßt. Er muß
beftrebt fein, mit feiner Arbeit Verbraudier, einer Idee Anhänger su
gewinnen. Es muß allo der wcrbcgraphifclien Arbeit auch pfychologitchc
öberlegung vorausgehen. Der Künftler, der fidi mit der Reklame befchäftigt,
muß daher Pfychologe, Philofoph und Stilift fein, Stililt deshalb, weil das V/ort
. in Verbindung mit dem Bild, das Schwert und Rülteeug jeder Reklame ilt.
Kenntnis aller Druckverfahren wie: Tiefdruck, Flachdruck, Hochdruclc und
ihrer Behelfe: Hol;?fchnitt, Stricliät5ung, Autotypie, Schrift (Sdiriftguß), Stereo
typie, Galvanoplaftik, Handfat5 (Typographilches Syftem), Aialchinenfah,
Kupfer- und Stahlftich, Radierung, Photogravure find abfolutes Erfordernis
I für den Gebrauchsgraphiker, da er %. B. schon im Entwurf auf die ^u
wählende Reproduktionsart Rückficht %\x nehmen hat. Unter Bedacht auf
Formen- und Farbenlehre muß der Gebrauchsgraphiker als Zeichner durch
feine Arbeit Aufmerkfamkeit erwecken I Es muß Vergleichsmöglichkeit
gefchaffen werden, es muß ein Unterfchied oder Gegenfa^ in den Reisen
vorhanden fein, da ohne Gegenfatj keine Wirkung möglich ift. Je größer