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Hanswurst-Zoten, wie sie bereits in Wien durch die Aufrichtung eines regelmäßigen
Nationalschauspiels erfolgreich angebahnt worden war. Der Gubernial-Administrator
Baron Marcell Heu net, Chef der Theatraleensur in Prag, der treffliche Ästhetiker
Professor Heinrich Karl Seibt, Brunian und dessen Oberregisseur, der auch in Wien
vielgenannte, am Burgtheater berühmt gewordene Schauspieler Bergopzoom waren die
Reformatoren des deutschen Schauspiels in Prag. Am 29. September 1771 nahmen
Bernardon, Steffel und Columbine feierlich Abschied von der Prager Bühne und am
21. April 1772 wurde das „regel
mäßige" Schauspiel durch eine mit
werkthütiger Unterstützung von
Seite des Hochadels organisirte
neue Gesellschaft ebenso feierlich
mit dem „Hausvater" eröffnet.
Der Fürst von Fürstenberg und
Graf Prokop Czernin wurden
die finanziellen Wohlthüter des
reformirten Schauspiels, das noch
schwer zu kämpfen hatte, ehe es
den Geschmack des Publikums
völlig für sich gewann. Der Adel
Böhmens setzte seinen ganzen Ein
fluß ein für den Sieg des guten
Prineips in der Kunst.
Und aus dem Hvchadel
Böhmens ist auch der Mann hervor
gegangen, welcher der böhmischen
Landeshauptstadt ihr vornehmstes,
noch heute blühendes Musenheim geschenkt hat: der edle Graf Franz Anton von Nostitz-
Rhicneck. Schon vor ihm (1782) hatte ein anderer Cavalier, Graf Thun-Hohenstein,
sein Palais am Fünfkirchenplatz (Kleinseite) der Dresden-Leipziger Opern- und Schanspiel-
gesellschaft Pasquale Bondinis, dem der geniale Schauspieler Reinecke als deutscher
Regisseur zur Seite stand, eingeräumt und Mustervorstellungen waren es, welche die
Prager in jenem Kleinseitner Theater bewunderten. Die Unzulänglichkeit des Kotzen
theaters, des eigentlichen Prager Stadttheaters, war längst erwiesen, aber die Stadt
gemeinde hatte weder Geld noch Lust, es durch ein neues, kostspieliges Hans zu ersetzen.
Da trat Franz Anton Nostitz in die Bresche und erbot sich zum Ban eines neuen,
Franz Anton Graf Nostitz.