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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Ungarn, Band 2

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die ganze Nacht hindurch, damit die Ähre nicht bricht und die Körner nicht fallen läßt. 
Nach dem Einfuhren geht es ans Treten, das nicht minder interessante Momente anfweist. 
Heutzutage freilich brennt uns die Zeit auf die Nägel, Alles wird rasch abgemacht und das 
Getreide ist schon im Speicher, ja in der Brieftasche zu einer Zeit, wo inan ehemals eben 
eijt ans Einfuhren ging. Zu dem von der Obrigkeit bestimmten Zeitpunkte sah man ans 
sainmtlichen strahlengleich aus allen Richtungen gegen die Stadt hin znsammenschießenden 
Ltraßen, welche, wenn sie sandig waren, für diese Gelegenheit sogar einen Lehmdamm 
erhielten, die Woche hindurch nichts als einen hochbeladenen Wagen hinter dem andern, 
besonders an Orten, wo das Tanya-System nicht entwickelt war. In Gemeinden mit 
ansehnlicherem Grundbesitz, ivie auch in kleineren Gemeinden überhaupt führte Jeder ans 
scm eigenes Jntravillan ein, wo zu diesem Zweck in der Nähe der Ställe ein Raum 
Vorbehalten war. In größeren Ortschaften aber war es aus feuerpolizeilichen Rücksichten 
nicht gestattet, in die Stadt einzuführen, sondern die Tretplätze („Mnß-Gärten") befanden 
sich außerhalb der Stadt. Zusammengenommen bildeten sie einen Bezirk so groß wie 
manche kleine Ltadt, wo jeder Landwirth seine eigene bequeme Räumlichkeit besaß und 
dabei m der Nähe der Viehstülle hinreichenden Platz für Dungstütte und Tenne. 
Landwirthe, die etwas auf sich hielten, begannen nicht einmal gleich nach dem 
Einführen mit dem Treten. „Ein armer Teufel, der vor Michaeli treten läßt", pflegten 
sie großsprecherisch zu sagen; frühzeitig treten zu lassen, genirte man sich, damit Niemand 
glaube, man brauche das Neue schon dringend, weil das Alte schon zu Ende. Und wenn 
Jemand sich rühmte, welch ein guter Wirth sein Vater gewesen, bekam er darauf leicht den 
Beweisgrund zu Horen: „Ja, das war er; in unseren Kinderjahren bekamen wir stets bei 
euch zuerst neues Brod zu essen". 
Ist nur aber erst die Triste angegänzt, dann geht die Arbeit unaufhaltsam vorwärts. 
Jede lebende Seele ist von Tagesanbruch bis zum Abend auf den Beinen; selbst die Kinder 
knegen zu thun, ja man sieht oft genug selbst einen jungen Herrn Juristen ans der Stadt, 
den. der alte Herr ohne weiteres die Zügel des Fruchtwagens in die Hände drückt. Sie 
haben zehn Monate lang genug gefanlenzt ans der Universität, daheim wenigstens sollen 
sie das Brod nicht umsonst essen. Der Hausherr selbst, besonders wenn er mit gewechselten 
Pferden treten lassen kann, ruht nicht einmal, während seine Dienstleute zu Mittag essen; 
allein behauptet er die Tenne und es kommt vor, daß er in der einen Hand das Stück 
Brod hält, von dem er schmaust - es ist jetzt sein Mittagmahl - in der andern aber 
die Zügel, mit denen er das Sechsgespann lenkt. Umsonst! Die Fliegen stechen; der Wind 
weht aus dem „faulen Winkel" oder gar aus „närrischem Land" (der Bauersmann ist ein 
ausgezeichneter Wetterprophet), da bleibt der Regen nicht aus. Jeder Mensch an die Gabel! 
Und drauf los gegabelt, geschlichtet, die Haufen in die Höhe gehoben, sonst wächst ein
	        
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