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19. Die Fachschule für Tischlerei in Königsberg.
Das Städtchen dieses Namens, an der Eger gelegen, zählt
unter seinen Gewerbtreibenden eine ziemliche Anzahl von Tisch
lern. Zur Hebung dieses Gewerbes schien es förderlich, den Lehr
lingen und Gesellen die Gelegenheit eines geeigneten Zeichnen
unterrichtes zu verschaffen, um einen kunstgewerblichen und
stylistischen Aufschwung des Faches anzubahnen. Zu diesem
Behufe wurde die im Titel genannte Schule am 4. Jänner 1874
durch das Handelsministerium gegründet und eröffnet. Ihre
Unterstützung und Erhaltung beruht bloss auf der Subvention
der Regierung und der Beistellung des Sehullocales durch die
Gemeinde.
Der Unterricht geht vom Zeichnen nach Vorlagen aus und
hat zunächst die elementare Ausbildung zum Zwecke, wozu vor
zugsweise die Herdtle’schen Blätter benützt werden. Ausser
diesen Werken werden jene von Fuchs und Taubinger immer
noch gebraucht, deren Anwendung wir jedoch gerne abgestellt
sehen möchten. Später schliesst sich der Zeichnenunterricht
den Gypsmodellen aus dem Atelier des Österreichischen Museums
an und bedient sich ferner noch in das Tischlerfach einschlägi
ger technischer und gewerblicher Musterwerke. Zu solcher Aus
bildung werden Knaben und ältere Leute zugelassen, welche
sich wenigstens über den Besuch der Volksschule ausweisen
können. An den Zeichnenunterricht als erste Abtheilung des lehr-
planmässigen Unterrichtes schliesst sich aber der Natur des
Zweckes gemäss als die zweite die Thätigkeit in der Lehr
werkstätte an, welcher zunächst die technischen Handgriffe des
Hobelns, Stemmens, Sägens, Schleifens, Polirens umfasst und