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vollen Entwürfen und Decorationsmotiven übergeben werden
können. So trat das Institut unter dem Titel: Chemisch-tech
nische Versuchsanstalt für Keramik, Glas und Email im Jahre
1873 in das Leben, geschatfen durch das Handelsministerium
und vorläufig in einem provisorischen Local im Gusshause in der
Vorstadt Wieden untergebracht.
Die Aufgabe der Anstalt geht dahin, die in die obengenann
ten Industriezweige einschlägige chemische Technik in einem
für die speciellen Zwecke eingerichteten Laboratorium in der
Weise zu üben, um durch Auffindung neuer oder in Oesterreich
noch nicht geübter Verfahrensarten auf dem Gebiete dieser In
dustriezweige die heimische Thätigkeit zu heben und die beste
henden Fabricationen durch Hinweisung auf eine richtigere
Verwendung des Materials in technischer Beziehung auf eine
höhere Stufe zu bringen. In artistischer Hinsicht dagegen soll
die Anleitung der Lehrkräfte des Museums ihre alleinige Führung
bilden.
Sowohl auf der Weltausstellung, als derjenigen der Fach
schulen, war das vorzügliche Verdienst der Versuchsanstalt in
technischer und der Einfluss des Museums auf ihre Erzeugnisse
in künstlerischer Richtung evident geworden. Insbesondere er
schien es als wesentlich und bedeutungsvoll für die künftige
Entwicklung der nordböhmischen Siderolithindustrie, dass die
Versuche der Anstalt diesem bisher ganz vernachlässigten Ma
terial in Farbe und Glasur eine ganz reizende Decoration dai-
zubieten im Stande schienen, wodurch die Schulen von Tetschen
und Teplitz eine ausserordentliche Förderung zu erwarten haben.
Auch Carlsbad erfuhr bereits ansehnliche Beeinflussung. Die
Färbungen auf Bronze, welche im Atelier versucht wurden und
in der Imitation verschiedener Töne der Metallmischung, sowie
in der Nachahmung von Gold- und Silber-Tauscliirung Treff
liches leisteten, eröffnen in Zukunft für die Kunstindustrie und die
metallurgischen Schulen einen grossen und hoffnungsreichen
Wirkungskreis.