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1. Die Fachschule für Thonmdustrie in Znaym.
Seit Jahrhunderten wohl steht in Znaym, Frain und anderen
Orten der Umgehung eine Thonwaaren-Industrie in Betrieb,
welche das treffliche Material des dortigen Bodens benützend den
Wiener und die sonstigen Märkte des Landes mit ihren Waaren
versorgte. Dieselben gehören als Gefässe verschiedener Gattung
dem Zweige ganz gewöhnlicher Hafnerarbeit an, zu einer edle
ren Ausbeutung der günstigen Verhältnisse hatte sich die Indu
strie hier nicht erhoben. Fs war kein Bedtirfniss nach edleren
Erscheinungen im Poteriefache vorhanden (auch die 1708
gegründete Frainer Wedgewoodfabrik erreichte keine dauernde
Bliithe); aber es fehlte eben auch jeglicher Impuls, wodurch unter
nehmende Köpfe daraufgebracht werden konnten, ausser den
österreichischenGefässtypen des „Häferls“ und „Keindels -1 etwas
Geschmackvolleres zu schaffen, das den Famen eines kunst-
industriellen Fabricates verdienen und der heimischen Fabrica-
tion zu besserer Verwerthung des Materiales und der Arbeit
dienen möchte.
Zu diesem Aufschwünge gab das Oesterreichische Museum
schon frühzeitig Anlass. Auf seine Initiative fanden sich schon
in den ersten Jahren seines Einflusses mehrere Znaymer Indu
strielle, welche anfangs schüchtern und die Sache wie eine selt
same Curiosität versuchend sich an die Nachahmung trefflicher
alter Muster des Museums wagten, bald aber durch den Erfolg
weitergeführt wurden. Die Fabriken von Slowak und Klammerth
in Znaym sind seitdem nicht aus dem Contact mit dem Museum
herausgetreten, haben ihre Erzeugnisse dort fortwährend expo-
nirt und Vorbilder aus der keramischen Sammlung benützt, —