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Ein aus 13 Mitgliedern zusammengesetztes Comite, worun
ter die hervorragendsten Industriellen des Bezirkes, überwacht
die Thätigkeit der Schule, welches an dem seit 1873 bestehen
den Kunstgewerbschulverein weitere Unterstützung findet. Die
vorgeschriebenen Lehrfächer sind Elementarzeichnen nach Vor
lagen und Modellen, Zeichnen und Malen nach der Natur, Com-
poniren und Modelliren in Thon, Abformen in Gyps, sowie theo
retische Erläuterungen über Styl, Perspective und Anatomie.
Der Unterricht ist täglich, mit Ausnahme des Mittwochs. Der
Lehrplan ist aus folgender Uebersicht zu entnehmen:
1. Abtheilung. Schüler der 4. Classe der Pfarrhaupt-
schule in Steinschönau, erster Jahrgang, 4% Stunde wöchentlich,
geometrische Formenlehre mit Anwendung einzelner Figuren zur
Bildung von Verzierungen und anderer Gegenstände. Zweiter
Jahrgang 4'/ 2 Stunde wöchentlich gemeinschaftlich mit dem vori
gen, Übergang zum Zeichnen von unregelmässigen Formen, als:
Pflanzenblätter, Theile von Verzierungen, von menschlichen
Köpfen und häuslichen Geräthschaften.
II. Abtheilung. Lehrlinge aus Steinschönau, 4 bis 5
Stunden wöchentlich, Unterrichtsstoff, Umrisse einfacher Gefäss-
formen, Blumen, menschliche Köpfe und Figuren des Thierrei
ches, wobei Rücksicht auf den Beruf des einzelnen Zöglings
genommen wird.
2. Jahrgang. Ähnliche schwerere Gegenstände wie bei
den vorigen mit Anwendung von Schattirung vermittelst des
Crayons, der Feder und des Pinsels, Anwendung einfacher Far
bentöne hei Flächenornamenten, 4 bis 5 Stunden wöchentlich
gemeinschaftlich mit den ersteren, Theilnahme des einzelnen
Zöglings in der Regel 2 Stunden wöchentlich.
3. Jahrgang. Vergrössern und Verkleinern von Gefässfor-
men mit reicherem Schmucke.
Bei Schülern, die nicht unmittelbar der Glasindustrie ange
hören, tritt dieses Verfahren mit Rücksicht auf ihren Beruf schon
im zweiten Jahrgang ein, da selbe nur Umrisse zeichnen.