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4. Die Faclizeiclmen-, Modellir- und Malerschule
für Porzellanindustrie in Carlsbad.
Mit der Aufhebung- der kaiserlichen Porzellanfabrik in
Wien erlosch die goldene Aera der Porzellanindustrie für
Oesterreich, wo sie zwar kurze Zeit, aber in classischer Voll
endung geblüht hatte. Eigenthümliche Anschauungen über die
volkswirtschaftliche Nichtberechtigung einer Staatsindustrie,
die, wie dann die Consequenzen lehrten, in jeder anderen Hand
zu ordinärer Alltagsfabrication und Speculation herabsinken
musste, machten ihr — allerdings auch neben anderen Ursachen
— ein trauriges Ende. Neben der grossartigen kaiserlichen
Porzellanfabrication in Wien hatten aber schon im 18. Jahr
hunderte tlieils von Adeligen, tlieils von Privaten aus dem
Gewerbestande unternommene Fabriken bestanden, diese
blieben nun die einzigen Repräsentanten eines so wichtigen
Zweiges der Poterie, nachdem deren glänzendste Erzeugungs-
Stätte aufgehört hatte zu sein.
Heutzutage nimmt die österreichische Porzellanindustrie
in technischer Beziehung einen mittleren, in artistischer einen
tief untergeordneten Rang unter denjenigen, welche sich in Europa
noch erhalten haben, ein. Was sie allein beeinflusst, was ihre
unbedeutenden und schwerfälligen Operationen und Bewegungen,
so selten sie sind, lenkt, ist nichts anderes als der Markt, die
Mode und das Geschäft. Nirgends hat eine alte Tradition gute
Wurzel gefasst und behalten, überall äussert sich nur ein
kenntnissloses, zerfahrenes Hin- und Herspringen von einem
zwecklosen Versuch zum andern, um schliesslich an der nächst
besten und ungeschicktesten Pariser Waare neuesten Datums