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bereits kunstindustriellen Charakter erlangen. Hieran schlossen
sich weiters die Druckanstalten, deren beiläufig ein Dutzend vor
handen ist, und welche mit Handdruck, Rouleaux- und Planche
plattedruck arbeiten. Der Vertrieb ihrer Erzeugnisse geht bis
nach Italien, doch bleibt das Meiste im Reiche selbst, indem jene
buntgedruckten Zeuge, welche in ganz Oesterreich Charakteristika
und Lieblingsstoffe für die Tracht des Landmannes sind, aus
Vorarlberg bezogen werden. Es sind diess jene rothen und grü
nen mit massigen Blumensträussen und Guirlanden bedruckten
Kopftücher, Halsbinden und „Umhängtüchel“, sowie das nicht
zu vergessende klassische „Regendach“ dieses Genres, welche
einem sonntäglichen Kirchgangbilde in Oesterreich ein so heiteres,
farbenlustiges Gepräge verleihen. Neben diesen Fabriken ist
aber auch die bedeutende, wenngleich allmälig verringerte Zahl
einzelner Handwerker nicht zu übersehen, welche in allen Ge-
meinden noch angetroffen werden und den Localbedarf auf dem
Wege einer hausindustriellen Thätigkeit zu befriedigen ge
wohnt sind.
Der Hausindustrie gehören ferner aber noch die im ganzen
Ländchen zahlreichst vertretenen Stickerinnen an. lieber deren
sehr merkwürdige Thätigkeit, deren Pflegestätte vornehmlich der
Bregenzer Wald ist, hat der Verfasser dieses Berichtes in den
Mittheilungen des k. k. Österreichischen Museums (Jahrg. 1872,
pag. 219 ff.) unter dem Titel: Die Hausindustrie der Stickerinnen
im Bregenzer Walde, etwas ausführlichere Erörterungen gelie
fert. Ähnlich wie in Appenzell, Inner-Rhoden und anderen
Orten der Schweiz, jedoch leider nicht mit demselben Gewinne,
arbeiten die Bregenzer wälderinnen in Weissstickereien aui dem
Tambour. Schweizer und französische Firmen haben diese
fleissigen Hände im Solde und lassen durch den „Stücklesferg“
(Colporteur der Waare) die Zeichnungen und den Mousselin in
die Thäler, die fertige Stickerei aber herausholen. Ausser am
Tambourin wird auch auf dem Rahmen gestickt. Der Erlös be
trägt für eine Stickerin 7 3 bis x j % Francs per Tag.