Tom Marioni, First Floor, Breens, The Saloon of the Museum of Conceptual Art (Erdgeschoß, Breens,
Die Kneipe im Museum of Conceptionai Art), 1973, 75 Third Street, San Francisco
der Bay Area größere Anerkennung zu verschaffen. Am
bekanntesten wurde Marioni alierdings durch The Act of Drin
king Beer with Friends is the Highest Form of Art, ein Event,
den Marioni für den Abend des 26. Oktober 1970 im Oakland
Art Museum organisiert hatte. Ann Goldstein berichtet: »An
einem Montagnachmittag, als das Museum für die Öffentlichkeit
geschlossen war, lud er eine kleine Gruppe von Freunden ins
Museum zum Biertrinken ein. Das Werk bestand aus den
beiden Aktivitäten Biertrinken und Quatschen. Das, was
zurückblieb (leere Bierdosen, Zigarettenkippen, geschmol
zenes Eis usw.) wurde einen Monat lang als Dokumentation
des Events ausgestellt. Nach der Uraufführung und der Aus
stellung im Oakland Art Museum wiederholte Marioni diese
Arbeit noch mehrere Male.“®
Um 1972 entwickelte Marioni, der ais Jugendlicher Geige
spielen gelernt hatte, eine Methode, Geräusche als skulp-
turales Material einzusetzen. Rhythmische Schläge mit
Trommelschlegeln auf Papier ergaben beispielsweise eine
Zeichnung, die als Aufzeichnung einer Aktion gelten konnte.
Als er 1972 von der Richard de Marcos Galerie in Edinburgh,
wo Beuys die Ceftic (Schottische) Symphonie aufgeführt hatte,
zurTeilnahme an einer Gruppenausstellung eingeladen wur
de, zeichnete Marioni mit einer Reihe von Bleistiftlinien seine
Körpergröße im Zuge der Bewegung des Aufstehens aus der
Flocke nach. Diese Arbeit ist Marionis größte als Dokumen
tation einer gestuellen Performance entstandene Zeichnung.
Marionis bedeutendstes künstlerisches Vermächtnis be
steht möglicherweise jedoch in seiner Arbeit als Kurator.
Obwohl er diese Arbeit nicht als Kunst ansah, machen Werke
für das Richmond Art Center und das Museum of Concep
tual Art deutlich, daß nur ein Künstler diese Art von Projek
ten hat initiieren können. Diese Aktivitäten hinterließen zwar
nicht so traditionelle Spuren wie seine Werke auf Papier,
sie sind nichtsdestotrotz aber unauslöschlich mit der Ge
95 Ann Goldstein, »Tom Marioni«, in: Goldstein and Anne Rorimer,
Reconsidering the Object of Art 1965-1975, Ausst.-Kat., MOCA,
Los Angeles 1995, S.172.
schichte der Kunst der Bay Area in den siebziger Jahren ver
knüpft.
Wie viele andere Künstler dieser Ausstellung schuf Mike Kel-
ley sein erstes performatives Werk, als er noch studierte - in
seinem Fall am California Institute of the Arts in Valencia. In
seinem Abschlußsemester fertigte Kelley eine Reihe von
Demonstrationsobjekten an, die er in kurzen Stücken einsetzte.
Diese Arbeiten befaßten sich mit dem populären Thema der
umgekehrten oder verkehrten Perspektive, sowohl in bezug
auf auditive als auch auf visuelle Phänomene. Am 4. März 1978
wurde Perspectaphone (1977-78) im LAGE in Los Angeles
uraufgeführt. Timothy Martin beschreibt die Performance fol
gendermaßen: »Es handelt sich um eine moderate, aber ein
wenig an Dr. Erwin Corey erinnernde Lektion mit zwei Mega
phonen, eines davon tragbar, das andere etwa 2,5 m lang,
wobei die Prinzipien der perspektivischen Verkleinerung und
der Tonverstärkung vermengt werden. Kelley schreit in das
Handmegaphon, um zu demonstrieren, daß es >in der Nähe
des Mundes am lautesten ist<, und fügt hinzu: >lhr hört es nicht
lauter: Ich führe euch an der Nase herum>. Er malt die
Umrisse des Megaphons als perspektivische Zeichnung auf
eine in der Nähe befindliche Tafel und fügt kleine und große
Striohmännchen an den jeweiligen Enden hinzu.« Martin fährt
fort: »Dann erklärt er: >Die große Person ist nah, sie hat eine
große Stimme: die kleine ist weit weg, sie hat eine kleine
Stimme.' Dann bringt ein Assistent (oder »Handlangen, wie
Kelley ihn nennt, heute ist es Donald Krieger) das riesige
Megaphon und einen Stuhl herein. Er nimmt das weite Ende
des Megaphons und setzt sich hin, um ein ausuferndes, legas
thenisches Quiz über sich ergehen zu lassen, das die Logik
des Perspectaphons demonstriert.«*
Damals interessierte sich Kelley besonders für die amerikani
sche Geschichte. Am 15. Juni 1979 führte er eine Performance
mit dem Titel The Monitor and the Merhmac vor, die von der
96 Timothy Martin, »Janitor in a Drum: Excerpts from a Performance
History«, in: Eiisabeth Sussman, Mike Keiiey, Catholic Testes,
Ausst.-Kat., Whitney Museum of American Art, New York 1993,
S.57,59.