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Richard Koshalek
VORWORT
Zeitgenössische Kunst - in groben Zügen die Kunst von
1940 bis zur Gegenwart - ist ein fruchtbarer Nährboden,
ein wogendes Meer mit unterschiedlichen Strömungen,
die zur Oberfläche aufsteigen, in die Tiefen verschwinden,
um dann miteinander verbunden wieder aufzutauchen.
Die Aufgabe eines jeden Museums, das sich mit zeit
genössischer Kunst beschäftigt, ist es, die Reichhaltigkeit
dieses Ozeans zu vermitteln und unablässig die Aus
wirkungen der verschiedenen Strömungen auf die dar
auffolgende künstlerische Produktion zu untersuchen. Im
Gegensatz zu traditionellen Museen, deren Programm
weitgehend auf Einzelausstellungen von Künstlern mit
etabliertem Ruf basiert, erfüllen zeitgenössische Museen
ihre Funktion in Themenausstellungen, die Kunst in neuen
Kontexten präsentiert.
»Out of Actions; Between Performance and the Object,
1949 -1979“ ist eine großartige Fortsetzung der Reihe von
Themenausstellungen, die von Anfang an die program
matische Ausrichtung des Museum of Contemporary Art
in Los Angeles bestimmt haben. Das MOCA hat in der
kurzen Geschichte seines Bestehens ein ehrgeiziges
Programm verfolgt, das es sich zum Ziel gesetzt hat, die
Schlüsselereignisse und entscheidenden Abschnitte in
der Entwickung der zeitgenössischen Kunst einer Neu
einschätzung zu unterziehen. Ausstellungen wie »A Forest
of Signs“ (1989), »Reconsidering the Object of Art:
1965-1975« (1995) und »Heiter Skelter: LA. Art in the
1990S“ (1992), um nur ein paar zu nennen, haben einen
wertvollen Beitrag zum Verständnis der zeitgenössischen
Kunst und ihrer Stellung in der heutigen Welt geleistet. In
einem ähnlichen Sinn erschließt »Out of Actions« Neu
land durch das Aufdecken des komplexen internationalen
Netzwerkes von Beziehungen, das eine wahrhaft neue,
auf prozessualen und temporären Elementen basierende
Kunst hervorgebracht hat. Auch wenn jede einzelne der in
der Ausstellung vertretenen Bewegungen und Gruppen -
wie etwa die New York School, Fluxus, Performance-
Kunst und die Gutai-Gruppe - als Einzelphänomene
bereits präsentiert worden sind, so ist »Out of Actions«
doch die erste große Ausstellung, die eine scheinbar
unzusammenhängende Reihe von Künstlern und interna
tionalen Trends miteinander verbindet und aufzeigt, wie
sehr die zeitgenössische Kunstproduktion seither von die
sen entscheidenden drei Jahrzehnten geprägt worden ist.
Auch unter den anderen vom MOCA organisierten
Großprojekten sticht »Out of Actions« als eine der ehrgei
zigsten Initiativen des Museums hervor. Sie zeugt von der
Ausdauer, der Vision und dem leidenschaftlichen Einsatz
von Paul Schimmel, unserem Chefkurator. Durch seine
herausragende Arbeit bei der Organisation der Aus
stellung über viele Jahre hinweg hat er nicht nur eine
außergewöhnliche Schau ermöglicht, sondern auch den
internationalen Einfluß und Ruf des Museums gestärkt.
In seinen Bemühungen wurde er von einem ausgezeich
neten Team unterstützt, darunter Kim Cooper, Linda
Genereux, Susan Jenkins und Denise Spampinato, denen
wir hier unseren besonderen Dank aussprechen wollen.
Diese Ausstellung ist ebenfalls eine Hommage an zwei
unvergleichliche Menschen, ohne die das Museum nicht
zu dem hätte werden können, was es heute ist: Audrey
und Sydney Irmas. »Out of Actions«, die dem Andenken
an Syd gewidmet ist, wurde durch eine großzügige
Schenkung der Audrey and Sydney Irmas Charitable
Foundation ermöglicht. Damit wird ein eindrucksvolles
Zeichen gesetzt: Wir alle im MOCA werden Syd stets
vermissen, seine außergewöhnliche Energie und seine
unschätzbare Fähigkeit, ein echter Freund zu sein. Es ist
für uns ein sehr großes Glück, daß Audrey weiterhin am
Museum wirken wird, und man kann ihren Beitrag auf
jeder Ebene nicht hoch genug einschätzen - als Vorstand
unseres Aufsichtsrats, durch wunderbare Schenkungen
an die Sammlung und Stiftung des Museums, durch ihre
Unterstützung bei diesem Projekt und zahlreichen ande
ren Ausstellungen und als unübertroffene Vorkämpferin
für alle unsere Anliegen.
Diese Ausstellung wurde auch durch die außergewöhnli
che »Koalition« jener Länder unterstützt, deren Künstler in
dieser Ausstellung vertreten sind. Unser besonderer Dank
ergeht an die folgenden Institutionen und deren Vertreter,
die eine weitere finanzielle Unterstützung ermöglicht
haben: Jennifer Dowley am National Endowment for the
Arts; Shin’ichiro Asao und Isao Tsujimoto von der Japan
Foundation; Eric Gangloff von der Japan-United States
Friendship Commission; Peter Wittmann und Andreas
Mailath-Pokorny vom Bundeskanzleramt der Republik
Österreich; Wolfgang Waldner und Thomas Stelzer vom
Österreichischen Kulturinstitut; Generalkonsul Werner
Brandstetter vom österreichischen Generalkonsulat in Los
Angeles; Andrea Rose vom British Council; Rod Hagen-
buch von Merrill Lynch; Juliette Salzmann vom Service
Culturel du Consulat General de France, Los Angeles,
und Jean Digne, dem Direktor der Association Frangaise
d’Action Artistique, Ministere des Affaires Etrangeres.
(Direktor, MOCA)