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während Tsuruko Yamazaki miteinander verbundene
Biechpiatten aufhängte und Michio Yoshihara Objekte
präsentierte, die aus Müil gefertigt waren. Mit ihren bun
ten Werken aus äußerst stabiien Materiaiien, denen die
Hochsommersonne nichts anhaben konnte, steiite die
Aussteiiung zu dieser Zeit etwas Niedagewesenes dar.
Yozo Ukita beschrieb das Ereignis in der baid darauf
erscheinenden dritten Ausgabe von Gutai folgender
maßen; «Bei dieser Open-Air-Aussteliung haben wir
weder versucht, die Natur zu überwinden, noch sie her
auszufordern. Sie ist ja schiießlich etwas Heterogenes...
Wir woilten herausfinden, wie wir in dem vorgegebenen
Kiefernwald existieren können, und setzten begeistert all
unser Wissen über Form ein, und auch unsere Körper,«5
Im Oktober des gleichen Jahres fand die »First Gutai
Exhibition« (Daiikkai Gutai bijutsu ten) im Ohara Kaikan
in Tokio statt. Die Wahl von Tokio als Ort für die erste
Ausstellung - wie zuvor die Tatsache, daß die Zeitschrift
ins Ausland verschickt wurde - zeigt, daß die Gutai-
Gruppe die Welt auf ihre Aktivitäten aufmerksam
machen wollte. Auf der ersten Ausstellung wurden zwei
Aktionen aufgeführt: Saburö Murakamis Zerreißen von
Papier (Kami wo yabureru) und Kazuo Shiragas Kämpfen
mit Schlamm (Doru ni idomu), die heute beide zur
Legende geworden sind. Etwa eine Woche vor der Aus
stellung fuhren sieben Gutai-Künstler nach Tokio, um
sich mit dem Ort vertraut zu machen, ihre Ideen zu über
denken und sich auf das Ereignis vorzubereiten. Am
ersten Tag der Ausstellung brach Murakami mit seinem
Körper durch auf Rahmen gespanntes Packpapier, und
Shiraga, nur mit einer Unterhose bekleidet, kämpfte sich
durch eine Tonne Lehm, die im Hof aufgehäuft war. Man
darf nicht vergessen, daß hinter den Aktionen der Künst
ler letztendlich die Absicht stand, Bilder zu schaffen:
Murakami stellte seine zerrissene Leinwand im Flur auf,
und Shiraga sah die Formen im Lehm, die er hinterlas
sen hatte, als seine Werke an.« Diese beiden Aktionen
machten die Ausstellung berühmt, zu sehen waren aber
auch einige Bilder von Jirö Yoshihara und anderen Mit
gliedern. Diesen Bildern wurde in ihrer Betonung der
5 Yozo Ukita, »Manatsu no taiyo ni idomu yagai modan ato jikken
ten« (Experimentelle Freiluftausstellung Moderner Kunst zur
Herausforderung der Sengenden Sonne des Hochsommers), in:
Gutai, 3, 20. Oktober 1955, S. 2.
6 Transkription meines Interviews mit Kazuo Shiraga v. 10. Juü
1985, in: Document Gutai 1954-1972, Ashiya 1993, S.381.