aber trotz des tödlichen Zwischenfalls vom 15. Juni und
trotz heftiger Opposition automatisch vier Tage später
ratifiziert.
Am Abend davor fand als Reaktion auf die politi
sche Situation in Yoshimuras Atelier die Aktion
Anpo-Episoden-Event statt. Die spärlich bekleideten
Künstler betranken sich und zerstörten in einer Art hoff
nungsloser Raserei alle Gegenstände, die sich gerade in
der Nähe befanden. Die Aktionen der Gruppe waren so
extrem und so zerstörerisch, daß sich kein einziges Werk
erhalten hat und ihre Events heute nur durch Photogra
phien belegt werden. Anläßlich ihrer dritten Ausstellung
in der Hibiya Galerie gingen die Künstler auf die Straße.
Yoshimura, in Handzettel für die Ausstellung gewickelt
wie eine Mumie, und Kinpei Masuzawa, der sich eine
Kette aus Glühbirnen auf den Rücken gebunden hatte,
stolzierten durch das Ginza-Viertel, während Shinohara
und andere im Hibiya Park halbnackt eine Aktion in
szenierten, in der sie mit all der ihnen zur Verfügung
stehenden Kraft Stahlplatten zertrümmerten. Die Gruppe
Neodadaism Organizers stellte sich jedoch, möglicher
weise aufgrund der mangelnden Ausdauer der Mit
glieder, als kurzlebig heraus und löste sich nach dieser
Ausstellung auf. Arakawa ging 1961 nach New York
und Tetsumi Kudö, ein weiteres aktives Mitglied der
Gruppe, nach Paris; andere zentrale Persönlichkeiten
wie Shinohara und Yoshimura zog es nach und nach
ebenfalls nach New York. Jeder dieser Künstler hat
seither in seinem neuen Umfeld zu einer eigenen
Ausdrucksform gefunden.
Die Gruppe Zero Dimension (Zerojigeri), gegründet von
Yoshihiro Kato, war in und um Nagoya aktiv und stellte
1963 auf der letzten »Yomiuri Independanh-Ausstellung
aus. Die Mitglieder der Gruppe veranstalteten ein relativ
monotones Happening, bei dem sie nahezu einen
ganzen Tag lang auf Tüchern, die am Boden des Ausstel
lungsraums aufgebreitet waren, herumlagen. Sie initiier
ten außerdem regelmäßige, Ritual genannte Straßen-
Happenings, bei denen sie nicht selten gänzlich unbe
kleidet waren oder nur Gasmasken trugen und bei denen
des öfteren die Polizei einschreiten mußte. Schließlich
konzentrierte sich ihre Energie auf die Weltausstellung,
die 1970 in Osaka abgehalten wurde. Geplant war eine
Reihe von Aktivitäten zur »Zerschlagung der Expo«. Die
Gruppe Ongaku (Musik), die um 1960 von Takehisa
Kosugi, Yasunao Tone und anderen gegründet worden
war, veranstaltete außerdem eine Reihe von improvisier
ten Konzerten, wurde aber nach ihren Happenings bei
der »Yomiuri Independant«-Ausstellung des Museums
verwiesen.
Etwa zur gleichen Zeit und ohne direkten Kontakt zur
»Yomiuri Independant«-Ausstellung organisierte Tatsu-
mi Hijikata die Ankoku Butoh-ha oder den »Tanz völliger
Dunkelheit«, eine Vorführung düsterer Tanz-Arbeiten,
die von japanischen Ritualen und sexueller Metaphorik
geprägt waren. Natsuyuki Nakanishi und andere Künst
ler, die an der »Yomiuri Independant«-Ausstellung teil-
nahmen, halfen regelmäßig mit Bühnenbildern aus, und
der Schriftsteller Yukio Mishima schrieb den Text für das
Tetsumi Kudo, Philosophie der Impotenz, 1962