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werden": Ich habe an anderer Stelle" ausführlich darauf hingewiesen, daß es
sowohl in der Geschmacksrichtung der Zeit als auch in dem aufs Riesen-
hafte, Maßlose hinzielenden Charakter Augusts des Starken gelegen war,
gerade solch mächtige Aufgaben von der Fabrik zu verlangen. An dem
Widerspruch, der zwischen Größe und Material liegt, und an der sich mit
den Ausmessungen, steigemden Schwierigkeit im Brennprozeß mußten alle
derartigen Versuche, so oft sie auch in Meißen unternommen wurden,
scheitern.
Schon 1731 hatte der Bildhauer Kirchner einen zweieinhalb Ellen
hohen Petrus und einen dreieinhalb Ellen hohen Paulus modelliert, mit dem
Brennen dieser Figuren konnte er indessen nicht zustande kommen. Des-
halb hat er im Juni und Juli des nächsten Jahres mit Hilfe von Kaendler,
um diese Stücke im Brande haltbarer zu machen, ihre Formen vereinfacht.
Indessen wurden befriedigende Ergebnisse auch damit nicht erzielt, denn im
August desselben Jahres hat Kirchner nochmals einen „großen Apostel
dreieinhalb Ellen hoch in Thon poussiret" (modelliert), während Kaendler
Ende des Jahres unter seinen Arbeiten erwähnt: „Petrus drittehalbe Ellen
hoch mit denen beyden Schlüsseln auf Romanische Arth gekleidet.""""'
Endlich scheint man aber doch in Meißen eingesehen zu haben, daß
man sich mit einer solchen nicht materialgerechten Behandlung auf einem
falschen Wege befand, denn später ist von derartigen Versuchen nicht mehr
die Rede. Dazu kam noch hinzu, daß im Jahre 1733 August der Starke, die
treibende Kraft hierfür, gestorben war, sein Nachfolger aber weniger zur
Kolossalität geneigt gewesen zu sein scheint. Denn als dieser dem Kardinal
Albani, dem er sich von früher her verpflichtet fühlen mochte, ein Geschenk
seiner Fabrik zu machen beschloß, griff er wohl zurück auf die Idee seines
Vaters, die Ausschmückung einer Kapelle durch mit Gold verziertes weißes
Porzellan zu bewirken. Er ließ die Stücke aber nicht in monumentaler
Massenhaftigkeit anfertigen, sondern verlangte sie in den den Eigenschaften
des Materials entsprechenden bescheideneren Größen.
Das, was 1736 an den Kardinal nach Rom geschickt wordenwar, ist
oben angegeben. Da sich die Ausführung über Gebühr in die Länge zog,
hat man die völlige Fertigstellung nicht abgewartet, sondern einen Teil vor-
ausgesandt. Sicher sollten die noch fehlenden zehn Apostel und der Altar
später nachgeliefert werden. Daß die Absicht zu diesem letzteren bestand,
geht aus den Akten deutlich hervor. Im Dezember 1738 beklagt sich Kaendler
über die Leitung Höroldts und wirft ihm dabei vor, er habe von den noch
nicht ausprobierten Modellen, wie auch den zur römischen Bestellung
gehörigen Petrus und Paulus und den Kirchenleuchtern gleich 70 Stück
anfertigen lassen, dadurch sei nicht nur viel Mittelgut und Ausschuß
" Sponsel, Kabinettstücke des Meißner Porzellans, S. 15 u. 25 f.
"i" Berling, D. Meißner Porzellan, xgoo. S. 7a f. u. x05. i Derselbe, Festschrift der Meißner Porzellan-
manufaktur, 19m. S. 24 f.
4"" Ebenda S. x4. Wahrscheinlich geht hierauf das in der Porzellansammlung in Dresden befindliche
Stück zurück, das im Brande stark mißraxen ist. Abgebildet bei Sponsel a. a. O. S. E4.
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entstanden, sondern auch wichtige Bestellungen hintangehalten worden.
Er schließt mit den Wortenz" „so daß der Cardinal Albani auf das Altärlein
noch warte". An einer andern Stelle" sagt Kaendler: „Das darzu (zu
den Leuchtern) gehörige Altärlein aber stehet noch ruhig, welches der
Herr Cardinal solchergestallt noch sobald nicht wird zu sehen bekommen."
Ja noch am 14. ]uli 1739 nennt er unter den Bestellungen, welche noch
weit zurück sind, „ein Altärlein nach Rom an den Cardinal AlbaniW"
Es darf wohl
ohne weiteres ange-
nommen werden, daß
es sich hierbei um den
gleichen Altar han-
delte, der für die Kai-
serin Amalie bestellt
worden war und der
nach einem Kupfer-
stich angefertigt wer-
den sollte. Zunächst war
in Meißen Bedenken ge-
tragen worden, die Aus-
führung zu übernehmen.
Da stets von einem kleinen
Altar gesprochen wird, war
das Stück wohl nicht zu
groß, aber wahrscheinlich
die Form zu kompliziert.
Dann hatten sich aber die
Arkanisten dazu bereit er-
klärt, nur um Geduld ge-
beten. Angefangen wird man
ihn in Meißen auch sicher
haben, abgeliefert scheint er
indessen niemals geworden
zu sein. Denn bis jetzt
wenigstens ist in Meißen weder irgendein Hinweis in den Akten noch ein
darauf bezügliches Formenstück gefunden worden, """"' auch hat sich in Wien
nichts ermitteln lassen, was an ein Vorhandensein eines solchen Werkes
denken ließerf
Die beiden an den Kardinal Albani gesandten Apostel Petrus und Paulus
sind im August 1735 von Kaendler „fast eine Ellen hoch" auf Postamenten
" H. St. A. Loc. 1341, Vol. X, B1. 98b.
" Ebenda Bl. aoa.
"" Nach freundlicher Mitteilung des Gestaltungsdirektors Professor Hösel in Meißen.
1' Nach Ansicht von Dr. H. Hermann in Wien, dem ich außerdem die Beantwortung einer Reihe
von Fragen llber die im Hofmuseum befindlichen Porzellan: und die darauf angebrachten Wappen verdanke.
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