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Leslie Labowitz und Susanne Lacy, in Mourning and in Rage (In Trauer und in Wut), Dezember 1977
und Dienstleistungen verbringen, und das zu Aktionen wie
Touch Sanitation (1978-80) führte, bei der die Künstlerin ver
suchte, die etwa 8.500 Angestellten der sanitären Anlagen
von New York mit Handschlag zu begrüOen.
Manchmal bringt einen das bloße Gewicht der kontinuierlich
erfahrenen Unterdrückung dazu, sich in einem verzweifelten
Angriff auf das eigene, irgendwie als inadäquat erfahrene Ich
selbst zu zerstören und zu zerstümmeln; diese Autodestruk
tionen sind ein gefährlicher Versuch, das dissoziative Ab
stumpfen zu durchbrechen, das die Gefühle von einem
andauernden psychischen Schmerz trennt, der zum physi
89 Gina Pane, zitiert ir: Ezio Quarantelii, »Travels witti St. Francis«,
in: Contemporanea, 1, 4, November/Dezember 1988, S. 46.
sehen gemacht wird. Gina Pane erklomm 1971 die mit Nägeln
gespickten Stufen einer Leiter in Escaiade non anesthesiee,
um »gegen eine Welt zu protestieren, in der alles betäubt
ist«.™ Die Kunsthistorikerin Kathy O’Dell weist darauf hin, daß
Panes »Angriff gegen sich selbst...ihre Selbstverneinung und
ihre Selbstverstümmelungs-Performances die Verletzlichkeit
aufzeigten, die aus der Unterwefung unter Maskierungs
vorschriften entstehen kann, und Panes Lustverweige
rung...(deutlich machten)«.®“ Natürlich waren diese Perfor-
mances auch ein verzweifelter Versuch, etwas zu fühlen,
irgend etwas, nur nicht das Leiden selbst, den inneren physi-
90 Kathy O’Dell, »The Performance Artist as Masochistic Woman«,
In: Ans Magazine, 62,10, Juni 1988, S. 96-97.