Einleitung.
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ductionsquantum durch die Güte der Qualität eine Ausgleichung finden.
Der fortschreitende Wohlstand und Luxus und der 4adurch herbei
geführte grössere Verbrauch der Seide wirkt gleichfalls zur Aufrecht
haltung des Preises mit, und ein vergleichender Rückblick auf die Preis
bewegung der letzten 20 Jahre zeigt, dass die Seide unter sämmtlichen
Rohmaterialien die grösste Steigerung aufzuweisen hat. Dieselbe gipfelt
in den Jahren 1855 und 186.6, während sich von da an eine etwas
weichende Tendenz auszubilden scheint, wie folgende Zusammenstellung
verdeutlicht. Die Durchschnittspreise von 1845 bis 1850 als Basis (100) ■
angenommen, so vai
iirten die Seidenpreise wie folgt:
1845 bis 1850
1851 1. Januar
1853 1. Juli
1857 1. „ '
1858 1. Januar
1863 1.
1864 1.
1865 1.
1866 1.
100 1867 1. Januar . . . 183
113 1868 1. „ ... 161
117 1869 1. „ ■ . . . 183
204 1870 1. „ ... 174
156 1871 1. „ ... 183
149 1872 1. „ ... 169
139 1872 1. Juli ... 178
157 1873 1. Januar ... 169
200
Nächst der in ihren Grundzügen soeben charakterisirten Preis
bewegung der Rohstoffe ist ein sehr bemerkenswerther Aufschwung in
den Preisen der Arbeit eingetreten. Die fortschreitende Bildung
sowie die freiheitliche Gesetzgebung der Staaten, welche in den letzten
zehn Jahren wesentliche Erfolge aufzuweisen hat und besonders die
Aufhebung der einer freien Entfaltung der Arbeit entgegenstehenden
Hemmnisse bezweckte, hat in dem Arbeiterstande das berechtigte
Streben wachgerufen und gestärkt, seine materielle Lage zu verbessern.
Freizügigkeit, Aufhebung der Gewerbe- und Ehebeschränkungeu, der
Schuldhaft, Coalitionsfreiheit und ähnliche Gesetze verliehen ihm freie
Verfügbarkeit über seine Person und Thätigkeit. Von England ver
breiteten sich diese Bestrebungen über den europäischen Continent;
ihre Verwirklichung, die Lösung der sogenannten „socialen Frage“,
beschäftigt heute als einer der schwärzesten Punkte an unserem Horizonte
die ganze gebildete Welt. Verkürzung der Arbeitszeit, Erhöhung der
Arbeitslöhne und Betheiligung am Unternehmergewinn, so lauten die
Forderungen, mit denen der Arbeit^rstand gegen die Industrie Front
macht und in denen er durch geschickte Organisation, kluge Benutzung
erlaubter und unerlaubter Vortheile, oft unter der Leitung fanatischer
Agitatoren wesentliche Erfolge äufzuweisen hat. Insbesondere sind es
die gemeinsamen Arbeitseinstellungen (Strikes), zu Zeiten günstiger
Geschäftslagen, durch welche Lohnerhöhungen erzielt werden. Von
wesentlichem Einfluss auf diese sociale Bewegung war wiederum der
französisch-deutsche Krieg von 1870/71. Der nach Beendigung des-
Wiener Weltausstellung. I. 27