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in eine neue Richtung, die Installations-, Umgebungs- und Auf
führungsqualitäten miteinschloß. Nach dem Studium der
Malerei und der Theorien des push-pull bei Hans Hoffmann
sowie der musikalischen Komposition bei Gage, ging Kaprow
von der Aktionsmaierei zu Collage/Assemblage-Arbeiten
über, die direkt zu seinem ersten Happening führten. Diese
Veränderung fand zwischen 1957 und 1959 statt, Kaprow erin
nert sich:
Ich entwickelte eine Art von Aktions-Collagentechnik, die
von meinem Interesse für Pollock herrührte. Im Unterschied
zu meinen Konstruktionen wurden diese Aktions-Collagen
so schnell wie möglich hergestellt, indem ich große
Brocken der verschiedensten Materialien verwendete:
Alufolie, Stroh, Leinwand, Photos, Zeitungen, usw. Ihre
Funktion innerhalb des Rituals meiner eigenen schnellen
Handlungen war die von Figuren in Dramen von Zinnsol
daten, Geschichten und musikalischen Strukturen, die ich
zuvor ausschließlich in Farbe auszudrücken versuchte. Die
Aktions-Collage weitete sich mehr und mehr aus, und ich
fügte blinkende Lampen und fettere Blöcke Materials hinzu.
Diese Teile ragten immer weiter von der Wand in den Raum
hinein und beinhalteten zunehmend Klangelemente: Klin
gelgeräusche, Glocken, Spielzeuge, usw., bis ich so
ziemlich sämtliche sensorischen Elemente zusammen
hatte, mit denen ich in den darauffolgenden Jahren arbei
ten sollte ... Jetzt räumte ich einfach die Galerie voll, von
der einen Wand bis zur anderen. Wenn man die Tür öff
nete, befand man sich mitten in einem kompletten Envi
ronment... Ich sah sofort, daß jeder Besucher des Envi
ronments ein Teil desselben wurde. Daran hatte ich vor
her nie gedacht. Ich schuf daher Möglichkeiten, etwas zu
bewegen, Schalter, die sich anknipsen ließen - nur ein paar
Dinge. Im Laufe der Jahre 1957 und 1958 legte dies zuse
hends eine >festgelegtere< Verantwortung für den Besucher
nahe. Ich bot ihm mehr und mehr Handlungsmöglichkei
ten, bis daraus das Happening entstand.''^
45 Allan Kaprow, zitiert in: Adrian Henri, »Allan Kaprow« in: Total Art:
Environments, Happenings and Performance, New York 1974, S. 90 f.