karten besaß und sich auf einfachste Mund-zu-Mund-Propa-
ganda verließ. In einem kurzen Text mit dem Titel »The Store
Described & Budget forthe Store« (1960) schreibt Oldenburg:
>>ln der vorderen Hälfte (des Ladens) möchte ich eine
Ladenumgebung erzeugen, mit gemalten und gestellten
(hängenden, projizierten, liegenden) Objekten in der Art und
im Geiste von gewöhnlichen Waren, wie in vielen Läden und
Schaufenstern der Stadt, insbesondere in der Gegend, wo sich
der Laden befindet.«“ Ein Inventarverzeichnis von Dezember
1961 weist weit über hundert Einzelstücke aus, darunter
Gemälde und Objekte in Form von Waren wie Nahrungsmit
tel, Kleidung, Juwelen und Druckwerke. Das teuerste Stück
war mit 899,95 $ Bride Mannikin, das billigste mit 24,98 $ Cube
Pastries. Aufmerksam die Angebots- und Nachfragesituation
verfolgend, ersetzte Oldenburg seine Waren (die er im Atelier
im hinteren Raum erzeugte) erst dann, wenn er etwas verkauft
hatte und handelte mit der Green Gallery besondere Bedin
gungen der Öffentlichkeitsarbeit aus. Mit der Verschmelzung
von Studio und Galerie, von Künstler und Galerist unterminierte
Oldenburg den Prozeß der »Museumifizierung« und der
»Kollektionisierung«', der die kreative Reinheit seiner Arbeit
gefährdete. The Store war ein ausgeklügeltes, konzeptuelles
Projekt, das deutlich machte, in welchem Maße Kunst-
Objekte in einer konsumorientierten, kapitalistischen Gesell
schaft selbst zur Ware werden. Obwohl einige der zum Ver
kauf stehenden Objekte, wie etwa die Plastik-Hamburger und
-Kuchen, Witz hatten, zeichneten andere, wie die schluchzende
Brautpuppe und weitere Figuren mit fetischistischer Betonung
von Körperteilen, ein düstereres Bild, das an The Street ge
mahnte.
Es überrascht nicht, daß sich der Erfolg von The Store auf die
Kunstwelt beschränkte. Trotz seiner strategischen Positio
nierung an der Schnittstelle zwischen Öffentlichkeit und
Künstler waren die meisten Kunden Künstler, Sammler, Kriti
ker und Kuratoren. In einem vorläufigen Bericht an Dick Bel-
lamy, den Direktor der Green Gallery, schrieb Oldenburg:
Der Laden war für die Öffentlichkeit von 1. Dezember bis
31. Januar geöffnet, also zwei Monate statt der geplanten
vier Wochen. In diesem Zeitraum beliefen sich die Ein
nahmen, wie aufgelistet, auf eine Summe von $1.655. $300
sind noch nicht eingegangen. Ich werde diesbezüglich eine
Rechnung stellen. Bei den Einnahmen wurde keine Mehr
wertsteuer eingehoben. Die Fixkosten des Ladens, abge-
50 Claes Oldenburg, »The Store Described & Budget forthe Store«,
1960, ibid., S.104.
Claes Oldenburg, Pepsi-Cola Sign (Pepsi-Cola-Zeichen), 1961.
The Museum of Contemporary Art, Los Angeles. The Panza Collection.
Claes Oldenburg, Blue and Pink Panties (Blaue und
Rosa Unterhosen), 1961. The Museum of Contemporary Art,
Los Angeles. The Panza Collection.