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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Oberösterreich und Salzburg

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und Schnitzer von Linz und Wels, die Schmiede und Schlosser von Steyr, die keramischen 
Anstalten von Gmunden und Vöcklabruck rühmlich bekannt. 
Die Kirche, deren Bauthätigkeit während des Mittelalters den Bedarf mehr als 
gedeckt hatte, was sollte und konnte sie während der Reformationszeit in künstlerischer 
Beziehung leisten? 
Die Lehre Luthers war in die Klöster gedrungen; Mönche und Nonnen, ihrer 
Fesseln überdrüssig, verließen zahlreich ihre Zellen, um weltlich zu leben und zu genießen. 
Die Klöster, welche nicht ganz zu Grunde gingen, wie jene zu Pnlgarn, Traunkirchen, 
Schlierbach und Steyr, verödeten auf lange Zeit oder wurden zum Schauplatze der Zucht 
losigkeit ihrer Insassen, wenn nicht ein Raub der stürmenden Bauern. Die Landkirchen, 
vielfach ihrer katholischen Seelsorger beraubt und den herbeigerufenen Prädicanten über 
lassen, fristeten nur kümmerlich ihren Bestand. Wir sehen daher die kirchliche Kunst auf 
die Ausschmückung der älteren Gotteshäuser im neuen Stile, wie etwa zu Schlägl und 
Braunau, oder auf vereinzelte Werke der Kleinkunst: Altäre, Grabdenkmale und Epitaphien 
beschränkt, an welchen wir allerdings schöne Renaissanceformen bemerken. Als vereinzelte 
Ausnahme eines kirchlichen Neubaues und zugleich als interessantes Beispiel localer Stil- 
Verspätung erscheint die Pfarrkirche von Waldhausen am Sarming. Dieses Werk des 
Meisters Hiob Eder ans dem ersten Decennium des XVII. Jahrhunderts ist noch ein 
streng-gothischer Bau, nur Sängerempore und Portale entwickeln sich in keuschen, aber 
eleganten Renaissanceformen mit reicher Metall-Ornamentik. Erwägt man den sonstigen 
Gang der Architektur, so könnten die Jahreszahlen an der Waldhausener Kirche, 1610 
und 1612, zur Annahme eines Archaismus verleiten; die Zeit ging im abgelegenen 
Sarmingthale gar langsamen Schrittes. 
Die gothischen Münster des Mittelalters blieben unangetastet stehen, die erste 
Brandung der Renaissance vermochte ihren ernsten Ban nicht zu berühren, erst die 
mächtige Flut des Barocco sollte die Gothik in ihrer üppigen Umarmung begraben. 
Der Bürgerstand, abwechselnd durch den Landesfürsten, die Standesherren und 
Bauern dienstbar gemacht, hatte am meisten unter den beständigen religiösen und politischen 
Stürmen jener Zeit zu leiden, daher wir auch nur in jenen Städten Spuren einer Bau 
thätigkeit der Renaissanceperiode finden, deren kräftiges Gemeinwesen, Gewerbcflciß und 
Handel der Ungunst der Zeit zu trotzen vermochten. 
Es möge hier nur der 1569 bis 1584 angelegte Friedhof von Steyr, die alte 
Befestigung dieser Stadt und namentlich das Gleinkerthor, endlich das ehemalige Kvrn- 
haus vom Jahre 1612, alle drei Objecte mit originell und effectvoll behandelten Sgrasfiti 
angeführt werden. Das letzterwähnte Gebäude erhält durch seine ungewöhnlichen Ver 
hältnisse, seinen Doppelgiebel mit dem mächtigen Wasserspeier, die zierlichen ornamentalen
	        
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