den. Letzterem Zwecke dient eine 115.000-Volt-Doppel-
leitung, die das Achenseekraftwerk mit dem Bedarfs
schwerpunkt Tirols, der Landeshauptstadt Innsbruck,
verbindet und von dort weg auf dem kürzesten Wege
über den Seefelder Sattel geführt, bei der historischen
Porta Claudia an der Tiroler Landesgrenze den Zu
sammenschluß mit dem reichsdeutschen Verteilungsnetz
findet. Dieser Export elektrischer Energie ist aber auch
vom Standpunkt unseres Exportes überhaupt und des da
mit zusammenhängenden Problems unserer Zahlungs
bilanz wie jeder andere Export zu begrüßen.
Ist die bereits gefundene Sicherung des Absatzes
nahezu der gesamten erzeugbaren Energiemenge aus
diesem seitens der Stadt Innsbruck inaugurierten
Großkraftwerke für die Tiroler Wasserkraftwerke-
Aktiengesellschaft (Tiwag) ebenso wie für die gesamte
Energiewirtschaft des Landes von der größten und er
freulichsten Bedeutung, so darf auf der anderen Seite
auch die Tatsache wärmstens begrüßt werden, daß
gleichzeitig auf einem wichtigen Wirtschaftsgebiete ein
praktischer Anschluß an das benachbarte Deutsche Reich
vollzogen erscheint. Dies um so mehr, da diesem ersten
Schritt auf dem Wege der Energieausfuhr nach Deutsch
land voraussichtlich weitere folgen werden, die die Wirt
schaftsbande, die sich langsam zwischen den beiden Län
dern spinnen, nur fester knüpfen werden.
Überleitend zur Vorführung der von der Stadt Inns
bruck auf eigenem Gemeindegebiete in den letzten
Jahren errichteten Bauwerke ergibt sich aus dem Zu
sammenhänge zunächst der Hinweis auf die gewaltigen
Neubauten der städtischen Licht- und Kraftwerke, die
ihre neuzeitliche Erweiterung in Konsequenz der Ent
stehung des Achenseewerkes mit aller Energie betreiben
mußten. Wenn man von den umgebenden Höhen Inns
brucks auf die Stadt blickt, so erhebt sich wie eine
Insel aus dem Häusermeer, weit alle übrigen Bau
werke überragend, eine wuchtige Baumasse, trutzig
und stark wie eine mächtige Burg des Mittelalters. Es
ist das Verwaltungsgebäude der städti
schen Licht- und Kraftwerke, Entwurf: Arch.
Z. V. L. W e 1 z e n b a c h e r, Innsbruck, mit dem ange
gliederten Umspannwerke und dem weitläufigen Werk
stättengebäude; ein eindrucksvolles Bild der Wucht und
Kraft, an dem der Blick des Beschauers unwillkürlich
haften bleibt. Auf den bisher unverbaut gewesenen
Zeigergründen knapp an der Triumphpforte erhebt sich
das Verwaltungsgebäude mit einer gebrochenen Front
länge von über 100 Meter an Salurnerstraße und Bis
marckplatz. Die in ruhigen Proportionen wuchtende
Baumasse steigt in fünf, teilweise sechs und am turm
artig geformten Eck sogar acht Stockwerken bis zu
einer Höhe von nahezu 40 Meter übererd. Der größte
Teil des Bauwerkes dient den städtischen Licht- und
Kraftwerken für Verwaltungszwecke, wofür im Erd
geschosse die großen Verkaufsläden und Kassenräume,
im ersten und zweiten Stockwerke die kaufmännische
und die technische Abteilung, die Sitzungssäle und
Kanzleiräume des Verwaltungsrates, sowie die Büros
des Elektrizitäts- und des Gaswerkes untergebracht
wurden. Weiters wurden geräumige Lokalitäten dem
Landesvierkehrsamte und der Tiwag Vorbehalten, wäh
rend, abgesehen von zwei Dienstwohnungen, alle übri
gen Räume in den darüberliegenden Stockwerken für
private Büros zur Verfügung gestellt wurden. Das Ver
waltungsgebäude ist in seinen konstruktiven Haupt
elementen in Eisenbeton gefaßt und stellt im übrigen
einen gewaltigen Ziegelbau von rund 40.000 Kubikmeter
umbauten Raumes dar; zwei Treppenhäuser und zwei
Persomenaufzüge vermitteln den Verkehr in dem durch
wegs mit einer zentralen Elektro-Warmwasserheizung
versehenen Gebäude.
Unmittelbar daran anschließend liegt das neu
errichtete Umspannwerk der städtischen Elek
trizitätswerke, das Herz der Stromerzeugung Inns
brucks. Hier wird der Zusammenschluß der in
Mühlau und an der Sill bei Matrei gewonnenen elektri
schen Energien der beiden städtischen Elektrizitäts
werke mit den für die Landeshauptstadt bestimmter.
Energien des Achenseekraftwerkes und der Stromaus
tausch vom Achensee vorgenommen, hier wird im
Winter der Stromzuschuß vom Achensee übernommen
und im Sommer die Stromabgabe von den Innsbrucker
Werken an die Landessammelschiene besorgt. Von hier
aus verzweigt sich das 3000-Volt-Mittelspannungsnetz
zu über hundert im Stadtgebiete verteilten Transforma-
toren-Unterstationen, welche die Energie in 150 bis
200 Volt Gebrauchsspannung den einzelnen Konsumen
ten weitergeben. Das in etwa 13 Meter Spannweite von
mächtigen Eisenbetondachbindern bekrönte Umspann
werk bildet in seinen großen Eisenbetonkojen samt
allen Säulen, Unterzügen, Rippen und Platten einen zu
sammenhängenden Beton-Monolithen, der in einem
Gusse erstand. Und wiederum unmittelbar anschließend
erhebt sich der Neubau eines Werkstätten
gebäudes, das auf über 1000 Quadratmeter verbau
ter Fläche den industriellen und handwierklichen Be
trieben des städtischen Elektrizitätswerkes geräumige
Unterkunft bietet. Von besonderem Interesse erscheint
die konstruktive Durchbildung dieses zweigeschossigen
Eisenbetonbaues; die mehrstieligen Rahmen des ersten
Stockwerkes tragen auf auskragenden Eisenbetonplat
ten fast über die ganze Breite reichende Oberlichten
und auf ihren Mittelsäulen den fahrbaren Kran von
13 Tonnen Nutzlast; sie stehen gelenkig verbunden auf
den mehrstieligen Rahmen des Erdgeschosses, die
ihrerseits außerdem die Erdgeschoßdecke tragen; da die
Kellerdecke, eine massive Eisenbetondecke für tausend
Kilogramm pro Quadratmeter Nutzlast, wegen der beson
deren zu gewärtigenden Beanspruchungen auf gleich
falls eisenbewehrten Betonkellermauern aufliegt, so
stellt auch dieses Bauwerk vom Fundament bis zum
Dache einen einzigen Eisenbeton-Monolithen dar, der
zur Ermöglichung seiner Wärmeausdehnung durch eine
von der Kellersohle bis zur Dachplatte reichende
Dilatationsfuge in zwei Hälften zerlegt ist. Projektierung
und Bauleitung dieses umfangreichen Komplexes von
Neubauten der städtischen Licht- und Kraftwerke, deren
reine Baukosten mit über drei Millionen Schilling ver
anschlagt sind, lagen in den Händen des städtischen
Bauamtes (Oberbaurat Ing. J. Albert).
Kaum 100 Meter von diesen Anlagen der städtischen
Licht- und Kraftwerke entfernt, gleichfalls in der Sa
lurnerstraße, Ecke Adamgasse, fällt wiederum ein um
fangreicher Neubau auf; es ist dies das neueste Inns
brucker Volks- und Dampfbad, welches erst
Ende 1927 zur Eröffnung gelangte. Die bisher bereits
bestandenen städtischen Badeanlagen, die Volksbäder in
der Badgasse, in der Schulstraße und in Dreiheiligen,
die Schwimmbäder für Frauen und für Männer am Ende
der Museumstraße und das große Familienschwimmbad
in der Höttingerau genügten nicht mehr den immer ge
steigerten Ansprüchen; vor allem empfand sowohl der
Einheimische, wie insbesondere auch der reisende
Fremde den Mangel eines neuzeitlich ausgestatteten
Dampfbades, dem auch die verschiedensten Arten von
Medizinalbädern und sonstigen Körperpflege-Instituten
eingegliedert sind. So entschloß sich die Gemeindever
waltung im Jahre 1926 zur Erbauung des Prachtbaues
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