streben, mit Inlandsmaterialien gute Straßen zu
bauen, denn die für Straßenzwecke erforderlichen Binde
mittel stellen eine ganz bedeutende Menge dar.
Nun haben wir aber in dem Steinkohlenteer,
der auch in Österreich in großen Mengen anfällt, ein ge
eignetes Mittel, uns von der Einfuhr ausländischen
Asphaltes unabhängig zu machen und muß es auch das
Bestreben sein, dem Vorbilde wirtschaftlich stärkerer
Länder folgend, unsere Handelsbilanz wo immer es geht,
aktiv zu gestalten. Von diesem Gesichtspunkte aus sol
len wir österreichischen Straßenfachleute trachten, der
T eerbauweise, die in neuerer Zeit wieder b e d e u-
tende Erfolge zu verzeichnen hat, unser Haupt
augenwerk zuzuwenden. Es kann als eine sehr erfreu
liche Tatsache bezeichnet werden, daß sich unsere
staatlichen Straßenbaubehörden schon im
ersten Jahre des Ausbaues unserer Straßen dazu ent
schlossen haben, einen großen Teil der im heu
rigen Jahre zur Durchführung gelange n-
denArbeiten in Teerbauweisen zu ver
geben und hiezu in erster Linie Inlandsteer zu
verwenden.
Der aus den Gasanstalten Österreichs an
fallende Teer ist durch Destillation und durch Zusatz von
Asphalt derart für Straßenzwecke geeignet gemacht, daß
er sowohl für Oberflächenbehandlungen als
auch zu Innenbehandlungen mit bestem Erfolg
Verwendung finden kann. Die Verwendung von destillier
tem Teer unter gleichzeitigem Zusatz von Asphalt, gleich
gültig ob Trinidad- oder Erdölasphalt, hat namentlich in
England ganz hervorragende Erfolge ergeben, und zeigt
die Verwendung von rund 700.000 Tonnen Teer im ver
gangenen Jahre für Straßenbauzwecke, daß sich auch
England vom Bezüge des ausländischen Asphaltes un
abhängig zu machen sucht, welchem Beispiele Deutsch
land mit seiner Teerproduktion zu folgen scheint.
Unter den Teerbauweisen können wir ebenfalls
Oberflächenbehandlungen und Innenbehandlungen unter
scheiden, wobei letztere als Teertränkungen, Teer-
makadam-, Teerbeton- und Teersand-Beläge ausgeführt
werden. Hoffentlich sprechen die heuer auf den öster
reichischen Straßen ausgeführten Teerbeläge im günsti
gen Sinne für diese Bauweisen, 'die in anderen Staaten
so gute Erfolge gezeitigt haben, damit sich für den in
ländischen Teermarkt ein weites Betätigungsfeld öffnet.
Ich möchte noch darauf hinweisen, daß sich Teer
ganz besonders zur Erhaltung wassergebundener Mak
adamstraßen im Flickverfahren eignet. Der Verkehr mit
Kraftwagen läßt eine bloße Zuschotterung der sich auf
den Makadamstraßen bildenden Schlaglöcher und Fur
chen nicht mehr zu. Das Schottermateriale, lose in
solche schadhafte Stellen eingebracht, wird durch das
rasch verkehrende Fahrzeug zur Seite geschleudert, auf
den festgebliebenen Fahrbahnteilen durch das Fuhrwerk
sinnlos und zwecklos zerdrückt, Mensch, Tiere und selbst
die Fahrzeuge werden durch die weggeschleuderten
Steine gefährdet und der Straßenschaden selbst wird
nicht behoben, sondern eher vergrößert. Werden aber die
ausgefahrenen Stellen gereinigt, mit Teer, der in kleinen,
fahrbaren und heizbaren Karren erwärmt wird, gut aus
gestrichen und hierauf Splitt eingebracht, dann erfolgt
ein Verkleben des Splittes mit der Unterlage
und der Steinchen untereinander. Der darüberführende
Verkehr festigt die schadhaften Stellen und mit der Zeit
bildet sich bei fortgesetzter Ausbesserung in der gleichen
Weise eine fast geschlossene Teerdecke. Dabei wird an
Schottermateriale gespart und die Fahrbahn weist einen
Zustand auf, der zu keinerlei Klagen Anlaß gibt.
Zum Schlüsse möchte ich noch darauf hinweisen,
daß frisch gewalzte, wassergebundene Makadamstraßen
durch Ölungen mit Mineralöl oder Teerölkompositionen
nicht nur staubfrei gemacht werden können, sondern
daß diese Stoffe auch in gewissem Sinne konservie
rend auf die Oberfläche wirken. Allerdings werden
Straßen mit stärkerem Kraftwagenverkehr bessere Er
folge zeigen, als solche mit ausgesprochenem Pferde
fuhrwerksverkehr. Durch die gummibereiften Räder
werden beim Kraftwagenverkehr lose gewordene, mit
Öl umhüllte Steinteilchen immer wieder festgedrückt,
während durch die Hufe und Griffe der Zugtiere die
obersten Deckenteilchen aufgerissen und die mit Öl um
hüllten Teilchen zu stark mit den darunterbefindlichen,
losgerissenen, ungeölten Materiale vermengt werden, wo
durch die Klebekraft rasch verloren geht. Mit Ölungen
hat insbesondere die Gemeinde Wien ganz hervor
ragende Resultate erzielt und können Ölungen jenen
Städten, die über große Bestände wassergebundener
Makadamstraßen verfügen, und deren Umwandlung in
moderne Beläge aus finanziellen oder anderen Gründen
nicht so schnell möglich ist, nur empfohlen werden.
Spramex und Mexphalt,
die Bindemittel für den neuzeitlichen Asphaltstraßenbau.
Wenn sich der Straßenbauer der Jetztzeit mit
dem Asphaltstraßenbau befaßt, so stößt er
unbedingt auf die Begriffe „Spramex” und „Mex
phalt”. Diese beiden Worte sind tatsächlich unaus
löschlich mit dem modernen Asphaltstraßenbau ver
bunden, denn sie sind die bekanntesten unter
allen Erdöl-Asphalten und haben in jahrelanger
Anwendung ihre Brauchbarkeit in der ganzen
Welt gezeigt.
Es ist daher nicht zu verwundern, daß man heute
nur von „Spramexierung“ spricht, wenn man die
Oberflächenbehandlung einer Straße mit Bitumen
meint. Hier haben wir den seltenen Fall, daß der
Handelsname des Erzeugnisses in den allgemeinen
Sprachgebrauch übernommen worden ist. Einen bes
seren Beweis für die Güte und Brauchbar
keit eines Erzeugnisses gibt es wohl kaum! Eine
ähnliche Wortbildung mit Mexphalt ist wegen der
Art der Verwendung des Mexphalts im Straßenbau
nach dem Sprachgefühl nicht möglich, sonst wäre
sie sicher auch gebildet worden.
Unerprobte Erzeugnisse sind Spramex und
Mexphalt also nicht; sie sind vielmehr den Erkennt
nissen der modernen Wissenschaft und den Fort
schritten der Technik wertvolle Hilfsmittel gewor
den, die sich in der ganzen Welt glänzend bewährt
haben.
Mit Spramex und Mexphalt gebaute Straßen fin
det man daher in allen Teilen der Erde: in
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