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Volltext: Ausstellung von Alt-Wiener Porzellan

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dem Einflüsse des österreichischen Barockstils ganz eigenartige, 
charakteristische Formen annimmt, wie man es an dem reichen 
Gitterwerk der Prinz Eugen-Periode, dem Stukkaturenschmuck 
der Kirchen, Stifte, Paläste, den Gravierungen der böhmischen 
Gläser u. s. w. beobachten kann. In den auf solche Art deko 
rierten Objekten, deren Herstellungszeit zwischen 1725 und 1735 
gesetzt werden muss, feiert die Wiener Fabrik ihre erste Blüte 
periode. Die charaktervolle Eigenart, die, bei aller Anerkennung 
des Zusammenhanges dieser Gebilde mit dem mitteleuropäischen 
Dekorationsstil jener Zeit, so sehr in die Augen fällt, dass sich 
diese Erzeugnisse auf den ersten Blick als solche der Wiener 
Fabrik erkennen lassen, und ihr enger Zusammenhang mit der 
ornamentalen Kunst in den österreichischen Erblanden gibt uns 
das Recht, diese Dekorationsweise nicht mit dem sonst üblichen 
Ausdrucke „Laub- und Bandlwerk“ zu bezeichnen, sondern sie 
fortan als Dekoration im Stile der österreichischen Spätbarocke zu 
charakterisieren. Eine ungemein liebevolle Art der dekorativen 
Behandlung wetteifert mit der Feinheit der Masse, und zeigt das 
deutliche Bestreben, in künstlerischer und technischer Qualität die 
Meissener Fabrik zu erreichen. Unsere Ausstellung ist nicht arm an 
Beispielen solcher Art. 
Es sei hier nur auf die prächtige Uhr des Grafen Clam- 
Gallas, die kleine Deckelterrine der Fürstin Marie Kinsky, auf ein 
prachtvolles ähnliches Stück des Stiftes St. Florian, auf das 
zierliche Tintenzeug des Fürsten Nikolaus Esterhazy, auf die her 
vorragend schönen Stücke des Grafen Alexander Esterhazy und 
auf die von verschiedenen Besitzern eingesendeten Teekannen, 
Teebüchsen, Henkelkrüge, Platten u. s. w. hingewiesen. Das Eisen 
rot gibt bei allen diesen Porzellanen den Grundton des farbigen 
Zusammenklanges an, ein diskretes Hineinspielen von Gold mildert 
die trockene Härte der roten Farbe, und die übrigen Töne wie 
Grün, Gelb, Violett und ein lebhaftes Blau beleben die Gesamt 
wirkung. 
Neben diesen Verzierungsarten hat die Frühzeit die 
Schwarzlotmalerei in ausgiebiger Weise zur Dekorierung 
herangezogen, und in dieser Art namentlich durch Verbindung 
mit Gold reiche Wirkungen erzielt. Unsere Ausstellung führt uns
	        
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