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beiden Fällen stoffliche Veränderungen auftreten. Oder ein anderes Beispiel:
Verwandeln wir das Bleiweiß durch Zerreiben in ein sehr feines Pulver,
so haben wir nur den Zustand des Farbstoffes verändert. Mengen wir zu
demselben Leinöl, wodurch wir die Malerfarbe erhalten, so wird die Farbe
des Farbstoffes feuriger, tiefer; doch auch hier ist im Anfange nur eine
Zustandsänderung des Oeles und des Bleiweißes eingetreten. Nach einiger
Zeit wird aber diese Oelfarbe fest, wenn sie an der Luft liegen bleibt,
und wir haben in diesem Körper kein Gemenge mehr von Oel und Blei-
weiß, diese Stoffe haben gegenseitig gewisse Bestandtheile ausgetauscht
und es ist somit eine stoifliche Veränderung derselben vor sich gegangen.
Auch der Schwefelwasserstoff der Luft oder andere diesem Gase sich
ähnlich verhaltende Hüssige oder feste Körper, bewirken in Berührung
mit diesem Farbstoffe eine stoffliche Veränderung, die sich durch das
Braunwerden der Oelfarbe kundgibt. Die braune Färbung kann jedoch
wieder beseitigt werden, indem das entstandene braune Schwefelblei mit
einem andern Körper, mit dem sogenannten Wasserstoßhyperoxyd in
Wechselwirkung gebracht wird. Auf Grund einer neuerlichen stoßlichen
Veränderung erhalten wir wieder einen weißen Körper, das sogenannte
schwefelsaure Blei. Man nennt die Zustandsänderungen der Körper auch
physikalische Veränderungen, die stoiTlichen Veränderungen derselben da-
gegen chemische Veränderungen.
Das Studium der chemischen Veränderungen des Stoffes ist aber
Gegenstand und Zweck der Chemie und deren Beziehung zur bildenden
Kunst wird dadurch bedingt, dass das technische Material des Künstlers
in den meisten Fällen durch chemische Veränderungen des StoHes ent-
standen ist und sowol während, als auch nach seiner Anwendung solchen
ausgesetzt ist. Betrachten wir zu diesem Zwecke speciell das technische
Material des Malers, so ist es nicht schwer die auftretenden chemischen
Veränderungen nachzuweisen. Die Utensilien des Malers sind zunächst
Stoffe, welche der Maler bemalt, dann StotTe, mit welchen er malt, und
schließlich solche, die das Malen vermitteln. Man theilt diese StolTe, sowol
die natürlich vorkommenden, als auch die künstlich dargestellten, in ein-
fache und zusammengesetzte ein. Einfache, unzerlegbare Körper auch
Grundstoffe oder chemische Elemente sind solche, welche durch Ein-
wirkung aller uns bekannten Formen der Kraft nur in gleichartige Theil-
producte zertheilt werden können, während zusammengesetzte Körper
hiebei verschiedenartige Substanzen liefern. Der Maler benützt nur wenige
Grundstoffe, worunter das Kupfer, das Gold, das Silber und der mehr
oder weniger reine amorphe Kohlenstoff die wichtigsten sind. Die anderen
sind zusammengesetzte Körper oder Gemenge von diesen. Die Gegenstände,
auf welchen gemalt wird, sind ie nach der Malart aus Holz, Papier, Pappe,
Leinwand, Taffet, Pergament, Bein, Stein, Glas, Porzellan, Email, Metall.
Fortsequng auf der Beilage.