X
Grunde auch einige Stücke, die sich als venezianisch erwiesen,
nicht ganz beiseite gelassen; um jedoch jene zweifelhaften Stücke
als solche im Kataloge zu kennzeichnen, haben wir bei der Be
schreibung „Wien“ mit Fragezeichen hinzugefügt.
Als im Jahre 1744 die Fabrik in den Besitz des Staates
überging, blieb zunächst Du Paquier Direktor, aber schon wenige
Monate später übernahm Mayerhofer die Leitung.
Vom Jahre 1746 ist eine Tasse Nr. 357 datiert, die als
Muster für eine Bestellung des Hofkammerpräsidenten Grafen
Philipp Kinsky hergestellt worden ist.*) Das Stück trägt keine
Marke. Dennoch scheint um diese Zeit bereits der Bindenschild
und zwar ein kleiner, doppeltgeränderter, in Anwendung gewesen
zu sein, da das Vorkommen desselben nichts Seltenes ist, von
1749 aber an bereits der Bindenschild in Blau unter der Glasur vor
geschrieben war. Dr. Braun weist in seiner geschichtlichen Ein
leitung zumTroppauerKataloge daraufhin, dass mit der Übernahme
der Fabrik durch das Ärar der Einfluss Meissens stark hervortritt.
Auch unsere Ausstellung zeigt in der Zeit der Herrschaft des
eigentlichen Rokoko viele an Meissen erinnernde Formen und
Dekorationsarten. In den Formen beginnt das Muschelwerk, das
plastische Rocaillemotiv, oft in Purpur und Gold gehöht, zu domi
nieren, figurales Beiwerk an Vasen, Terrinen, Uhren u. s. w. wird
häufiger, das Flachrelief tritt als bereicherndes Element zur
Malerei hinzu. Das Tafelgeschirr erhält nach Meissener Art seinen
„Osier“-Rand, später kommt noch das Motiv mit den ge
schwungenen, nach der Mitte zu verschwindenden Rippen im
Spiegel der Teller und an den Hohlgefässen hinzu, das man in
Meissen „Neu-Brandenstein“ nannte.Im malerischen Dekor werden
die zierlichen Veduten, Seeufer, Hafen- und Parklandschaften mit
ihren winzig kleinen Figürchen von Meissen übernommen, ebenso
die Reitergefechte und Jagden. Watteau-Figuren, Typen und
Szenen aus dem bürgerlichen und bäuerischen Leben, sowie
Kinderfiguren, sowohl isoliert wie in eine landschaftlicheUmgebung
gesetzt, die nach aussen frei endigt, bilden beliebte Schmuck-
Vergl. meinen Bericht über die Alt-Wiener Porzellan-Ausstellung in
Troppau in Heft XI, 1903 von „Kunst und Kunsthandwerk u .