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bilder hatten. Ganz besonderer Beliebtheit erfreuten sich die
Tassen mit Wiener Ansichten. Auf der Aussenseite, am Boden
derselben, finden wir gewöhnlich die nähere Beschieibung odei
Bezeichnung des Dargestellten und zwar in verschiedenen Sprachen,
am häufigsten deutsch oder französisch. Der Export nach dem Aus
lande erforderte aber auch italienische, englische, ja selbstspanische
Inschriften, und speziell für Italien wurden auch häufig italienische
Veduten angefertigt.
So war der malerische Dekor etwas Selbständiges, vom
dekorierten Objekte Unabhängiges. Die zerstörende Wirkung eines
solchen dem Geiste kunstgewerblichen Schaffens widersprechenden
Vorgehens blieb nicht aus. Nach 1820 war der künstlerische Verfall
der Fabrik nicht mehr aufzuhalten. Das landschaftliche Genre und
später ein bunter naturalistischer Blumendekor, der bei aller Fein
heit und peinlich korrekten Ausführung dochjeglichen künstlerischen
Zug vermissen lässt, verbindet sich mit einer Vergrösserung dei
Formen, die sichtlich auf Verbilligung der Warenpreise hinarbeitet.
Aus den engen Grenzen, innerhalb deren der Biedeimeieistil
in aller Bescheidenheit noch immer recht Erträgliches geleistet
hatte, führt der wechselnde Geschmack in das haltlose Formen
spiel der Ritterromantik mit seinen gotisierenden Motiven und von
da in das Neurokoko, das die Erzeugnisse zwischen 1840 und 1860
künstlerisch immer tiefer herabdrückt, wobei sich aber zeigt, wie
gleichzeitig ein allerdings trockener, aber von jeder Tradition
unabhängiger Naturalismus, ein Vorbote der Sezession, nach Gel
tung ringt.
Die Reihenfolge der auf Niedermayr folgenden Direktoren
hat nach künstlerischer Seite kaum etwas zu bedeuten. Der Staat
verlangte ein Erträgnis und stellte Männer an, deren Wirksamkeit
auf ein solches hoffen liess; nach kunstgeschichtlicher Seite sind
ihre Namen ohne Interesse.
Werfen wir noch einen raschen Blick auf die figurale Plastik.
Die Leistungen der Wiener Fabrik auf diesem Gebiete in das rechte
Licht zu stellen, gehört zu den wesentlichsten Aufgaben dieser
Ausstellung. So wie die Malerei stand auch die frühe Plastik in
Wien unter dem Einflüsse Chinas; dass aber die Anlegungen Ost
asiens in dieser Beziehung nicht die allein massgebenden waren,