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Volltext: Amtlicher Bericht über die Wiener Weltausstellung im Jahre 1873 - Erstes Heft

12 Gruppe I. Bergbau und Hüttenwesen. 
auf einen beträchtlichen Reichthum. Von anderen Erzen kommen 
Bleierze in geringer Ausdehnung, in noch geringerer Kupfererze vor. 
Anthracit wird im Canton Wallis abgebaut, Pechkohle findet sich in 
einzelnen Cantonen, ebenso Braunkohle, häufig ist Torf. Von Wich 
tigkeit ist das Vorkommen von Asphalt im neuenburgischen Jura, 
namentlich im Val Travers, von dessen Produkten eine grosse Pyra 
mide in der Maschinenhalle aufgebaut ist, während die übrigen wenigen 
Gegenstände sich in einer Hofgallerie des Hauptgebäudes befinden. 
Zu bemerken ist noch das Auftreten von Steinsalz in Bex im Waadt 
lande, sowie von Soolquellen, welche zu Schweizerhall bei Basel, zu 
Rheinfelden imd Ryburg im Aargau verarbeitet werden, wovon aber 
keine Proben vorgeführt sind. Ein hervorragender Theil der schweize 
rischen Ausstellung ist die vortreffliche, in der Rotunde ausgehängte 
geologische Karte. 
10. Die Ausstellung Italiens in einer südlichen Quergallerie des 
Hauptgebäudes liefert, so wenig geordnet sie ist, den Beweis, in welch 
hohem Maasse die italienische Montanindustrie einer gesteigerten Ent 
wickelung entgegengeht. Namentlich ist der Bergwerksbetrieb auf 
der Insel Sardinien ziemlich vollständig vertreten, durch welchen eine 
grosse Reihe von Gesellschaften und Bergwerksbesitzer die grossen 
Schätze von Galmei und Bleierzen erschlossen hat, welche grösstentheils 
— besonders nach England, auch nach Deutschland — ausgeführt 
werden. Arme, nicht verkäufliche Bleierze werden an Ort und Stelle 
zu Gute gemacht. Seit Kurzem sind auch Lagerstätten von Kobalt-, 
Nickel- und Wismutherzen auf Sardinien aufgeschlossen und zur Ge 
winnung vorbereitet. Auch die Salzproduction Sardiniens, wo jährlich 
2 500 000 Centner Seesalz und aus der Mutterlauge 40 000 Centner 
Chlorkalium dargestellt werdendst vertreten. Im Uebrigen bleibt hervor 
zuheben die Quecksilbergewinnung von ValT Alta bei Belluno, sowie 
besonders die bedeutende Gewinnung von Kupfer und Vitriol aus armen 
Erzen auf den Staatshuttenwerken zu Agordo, endlich die Gewinnung 
und Darstellung von Schwefel an verschiedenen Punkten. Verschiedene 
Handelskammern und Gesellschaften haben versucht, die Producte ver 
schiedener Bezirke vorzuführen, ohne jedoch ein übersichtliches Bild 
zu gewähren. In Bezug auf die geologische Aufnahme des Landes ist, 
.namentlich in neuerer Zeit, Manches geschehen und auch in Wien zur 
Anschauung gebracht. Die Eisenindustrie hat der Natur der Sache 
nach keine ausgedehnte Vertretung gefunden, doch zeigt die Anwendung 
der Gasöfen bei der Stabeisen- und Stahldarstellung, dass man auch in 
Italien den wichtigen Foi'tschritten dieses Industriezweiges zugewendet ist. 
11. Schwedens reiche Eisenerzschätze haben auf der Ausstellung 
nur in Verbindung mit den Producten der Eisenindustrie Vertretung
	            		
Allgemeines. gefunden, obwohl sie in neuerer Zeit die gerechte Aufmerksamkeit des Auslandes auf sich gezogen haben. Im Inlande ist die Verarbeitung der Eisenerze nur erst eine beschränkte, da es mit Ausnahme der südlichsten Provinz Schonen an fossilem Brennmaterial fehlt und die Wälder bereits stark gelichtet sind, auch mangelt es sehr an Commum- cationsmitteln. Erst jetzt, wo sich das Eisenbahnnetz ausdehnt, fängt man an, den Hüttenbetrieb auf grösseren Werken zu concentnren und diesen Industriezweig einer grossem Entwickelung zuzuführen. Selbst redend stellt man bis dahin, meistens in niedrigen Oefen, nur Holz kohlenroheisen dar, welches in Heerden nach der Methode von Lanca- sbire oder auch nach der der Wallonen gefrischt wird; der Pnddelprocess findet sich nur erst in geringer Ausdehnung. Unter diesen Umständen und bei der vorzüglichen Beschaffenheit der Erze, welche eine sehr zweckmässige Mischung im Hochofen zulassen, bei ihrem hohen Gehalte, bei ihrem Manganreichthum und ihrem fast verschwindenden Gehalt an Phosphor, während der Schwefel durch sehr gute .Röstmethoden be seitigt wird, hat das schwedische Eiseu auch auf der Ausstellung seinen alten Ruf bewährt. Der Bessemerprocess ist in Schweden seit seinem Bekanntwerden eingebürgert und wird sehr gepflegt. Die Eisenerze erscheinen als Magneteisenstein und Eisenglanz im Gneiss, Glimmer schiefer und Urkalk als Lager oder Stockwerke mit einem Gehalt von 30 bis 70 Procent, im Durchschnitt von 45 Procent; sehr kalkreiche Erze werden auch mit 20 Procent Gehalt als Zuschlag zu quarzhaltenden Erzen verhüttet, während andere, z.B. die von Dannemora, gar keiner Gattirung bedürfen. Steinkohlen kommen nur in beschränktem Maasse in der Provinz Schonen vor und sind in letzter Zeit durch eine Bohl - gesellschaft mehrfach aufgeschlossen; sie scheinen der Juraformation zu entstammen und eignen sich kaum zur Koksfabrikation. "Von son stigen Mineralien sind die bedeutendsten die Kupfererze von Falun und Atvidaberg, welche zum Theil durch den Chlorprocess und Cemen- tirung zu Gute gemacht werden, während man an anderen Orten noch die alte Kupfersteinmethode und Verschmelzung desselben zu Roh- und Garkupfer beibehalten hat. Silberhaltiger Bleiglanz findet sich nur in geringer Ausdehnung, die Silberdarstellung erfolgt in dem bekannten Werke von Sala. Zinkblende wird bei Ä mm eher g gewonnen und von der Gesellschaft YieiLle Montagne ausgeführt. Auch Nickelerze werden zu Kopparberg-Län zu Gute gemacht, wovon Proben ausge stellt sind. Hervorzuheben bleiben auch hier die in neuerer Zeit her vortretenden Bestrebungen zur geologischen Erforschung des Landes. 12. Norwegen, obgleich reich an nutzbaren Erzen, hat keinen grossen Berg- und Hüttenbetrieb aufzuweisen. Mineralische Brennstoffe fehlen ihm gänzlich, so dass es an dem bewegenden Agens zur Entfaltung der Bergwerksindustrie fehlt. Die Schaustücke, welche von dem Silberwerk
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