Schon vor zwei Jahren leitete das Gewerbeförderungsinstitut der Kammer für
Handel, Gewerbe und Industrie, Wien, durch seine Kunstgewerbliche Beratungs
stelle ein planmäßiges Unternehmen zur Förderung des Posamentierergewerbes,
das unter der Ungunst der Zeit besonders zu leiden hatte, ein. Die künstlerische
Durchführung war den Professoren der Wiener Kunstgewerbeschule Oberbaurat
Dr. Josef Hoffmann und Architekt Eduard Josef Wimmer anvertraut worden, die im
Sinne des alten Handwerks die Schüler ihrer Klassen vorerst mit dem Materiale und
den Arbeitsweisen der Posamentierer vertraut machten, um sie dann neuartige Mo
delle für Posamenterieerzeugnisse, wie Handtaschen, Gürtel, Halsketten, Armbänder,
schaffen zu lassen. Der außerordentliche Erfolg dieses Unternehmens ließ das Ge
werbeförderungsinstitut und die Organisationen der Posamentierer nicht ruhen und
beflügelte sie zu neuem Vorhaben.
Diesmal handelt es sich um die Belebung der Möbelposamenterie, kein leichtes
Unternehmen in einer Zeit, die alle unnötigen Zutaten zur Lebensweise überhaupt
verdammt und nackteste Sachlichkeit als Dogma verkündet. Dank der Genialität
der früher genannten Innenarchitekten, zu denen sich Professor Architekt Oswald
Haerdtl gesellte, gelang es aber in derselben Weise wie im vorangegangenen För
derungsunternehmen, dieser Schwierigkeiten Herr zu werden. Ein Zufall wollte es,
daß gleichzeitig die Genossenschaft der Tapezierer eine Ausstellung ihrer Erzeug
nisse verlangte. Es ist naheliegend, daß das um die Veranstaltung dieser Ausstel
lung angegangene Gewerbeförderungsinstitut beide Vorhaben unter einen Hut zu
bringen trachtete. Schwieriger war die Ausdehnung der Ausstellung auf Wäsche
erzeugnisse und Stickereien, um welche die Genossenschaft dieser Branchen bald
darauf ansuchte. Im Laufe vieler Beratungen einigte man sich schließlich auf den
Leitgedanken „Raum und Mode“ als Dachform für eine gemeinsame Ausstellung.
Die Wechselbeziehungen zwischen beiden sollten der Ausstellung Inhalt verleihen.
Ausschlaggebend dafür war die Erwägung, daß durch die Zeitverhältnisse die Scheide
wand zwischen Kunst- und Modegewerbe beseitigt erscheint und daß wir in der Form
des heutigen Kunstgewerbes die Mode und darüber hinaus den Ausdruck unserer
Lebensart erkennen müssen. Mit diesem erweiterten Programme wurde auch den
verschiedenen anderen Modegewerben, wie Kleidermachern, Handschuh- und