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und Vestung Wihitsch in Krabaten gelegen, nach lang beschehener belegerung entlichen
Erobert und eingenommen und hernach im abziehen viel Christenblut jämmerlich vergossen
den 19. Juni 1592. Erstlich gedruckt zu Wien. — Nachgedruckt zu Nürnberg durch
Nikolaum Knorre."
Schlimmer noch, als die zahllosen Kriege hat die friedliche Neuzeit dem alten
trotzigen Bihak mitgespielt: es ist thatsächlich kein Stein auf dem andern geblieben, denn
auch die Häuser haben sich durchwegs verjüngt. Die Baulichkeiten, zumeist ans einem
weichen, porösen, bei dem Dorfe Cekrlija gewonnenen Kalkstein, der sich mühelos bearbeiten
läßt, hergestellt, sehen sehr stattlich aus, und die öffentlichen Anlagen geben dem von einem
Kirchthurm überragten Stadtbilde vollends einen harmlos modernen Anstrich.
Erklettert man den linken Hang der Una, so betritt man damit auch den Rand des
großen, breiten Karstbuckels, der gegen Nord, Ost und West allmälig sinkend, den eigent
lichen Grenzgau trägt. Wachhäuser und Grenzposten gibt's da genug. Man kann ihrer
soviel als Höhen zählen, alle Kulas ohne Dach, denn das Ende einer jeden war Plün
derung und Feuer. Man sieht vom Rande dieses Karstbuckels über Bihaö hinweg bis an
den Veliki-Ljutoc, dann flußabwärts die Schluchten der Una entlang und gegen Norden
die „Ljuta Krajina" bis ins Kroatische hinein, wie in eine aufgelegte Landkarte. Da ist west
lich längs der Randhöhen noch in Sehweite auf einem Berggrat eine Moschee, die an die
„wilden Türken von Turija" gemahnt; weiter inmitten zahlreicher Weiler das einstige
Ranbnest Jzacic, das nebst dem Dorfe Klokot 1810 von dem französischen Marschall
Marmont schwer gezüchtigt und den Kroaten zur Plünderung überlassen wurde. Und trotz
dem mußte es 1835 von General Waldstätten abermals zur Strafe erstürmt und in Asche
gelegt werden, aus der es sich nicht mehr erhob, da bald darauf die Macht der Kapetans
durch Omer Pascha gebrochen wurde. Auf den gegen Norden strebenden Jrrpfaden begegnet
man oft sonderbaren Karawanen: ganzen Familien mit Hausrath, Schwerkranke mit sich
führend. Diese ruhen gewöhnlich, arg geschaukelt und gerüttelt, auf einer Bahre, der
„Sala", die zwischen zwei Stangen hängend von je einem Pferde vorne und rückwärts
getragen wird. Sie streben den heilwirkenden Schwefeltümpeln von Gata zu, wo sie in
Hütten von Erde und Flechtwerk campiren und ihre Kranken täglich stundenlang in die
Pfützen legen. Daß die Römer diesen Ort geschätzt haben, sagen uns hier zahlreiche
Reste ihrer ehemaligen Baulichkeiten. Die Gegend scheint ganz unbewohnt, doch
verläßt man den Pfad und dringt seitwärts durch den Busch, so stößt man auf Herden
und Gehöfte, alles vereinzelt und den Blicken möglichst entzogen. Weiber und Kinder
verhüllen fliehend ihr Antlitz, auch wenn es nicht Mohammedaner sind. In den Dolinas
wird geackert; dort werden die Heuschober aufgerichtet und das Vieh angepflockt, und nichts
davon ist von den Pfaden aus zu sehen. Hat der unheimliche Busch ein Ende, sei es an