Am 25. September 1897 sind es hundert Jahre,
seit Gaetano Donizetti das Lieht der Welt erblickte.
Diesen Anlass hat die Vaterstadt Bergamo des grossen
Tondichters ergriffen, um Zeugniss abzulegen von der
Erinnerung, die sie ihrem Sohne 'wahrt. Eine lang gehegte
Absicht wird der Verwirklichung entgegengeführt, die
Errichtung eines seines Ruhmes würdigen Denkmales;
doch auch andere Veranstaltungen sollen zur Gedenkfeier
beitragen und ihren Mittelpunkt wird eine Ausstellung
bilden, die den Zweck hat, das Leben und Wirken des
Meisters in anschaulicher Weise darzustellen und zugleich
die Zeit zu versinnbildlichen, von deren Hintergründe seine
schaffensfrohe Gestalt sieh abhebt. Da die Stätten ,der künst
lerischen Wirksamkeit Donizetti’s fernab von der Heimat
liegen, musste das Ausstellungs-Comite Unterstützung seiner
Absichten an jenen Orten suchen, wo der Meister auf seinem
Lebenswege geweilt und die den Schauplatz einzelner Ab
schnitte seiner sehr bewegten Laufbahn bilden.
Unter ihnen nimmt gewiss Wien eine sehr bedeutende
Stelle ein. Zwar blieb Donizetti nicht lange in unserer
Stadt, aber seine Beziehungen zu ihr sind nichtsdesto
weniger von hervorragender Wichtigkeit. Die glänzenden
Erfolge, die er hier errang, sind nicht ohne Einfluss auf
das Urtheil der Zeitgenossen geblieben, und haben den
frühen Ruhm, der ihm zu Theil ward, mitbegründen
geholfen. Mit Begeisterung wurde namentlich die eigens für
Wien componirte Oper „Linda di Ohamounix“ aufge
nommen. Sie machte die Kaiserin Maria Anna Carolina
zur Gönnerin Douizetti’s und verschaffte ihm die Anstellung
als k. k. Kammercapellmeister und Hofcompositeur. Es
mangelt nicht an persönlichen Aeusserungen Donizetti’s,
die beweisen, wie grossen Werth er gerade auf diese
Beziehungen legte.