des Glases durch Selen mittels Privilegien exklusiv für sich zu beanspruchen. Einige der im
Österreichischen Patentamt in Wien erhaltenen Privilegien seien im folgenden in chronolo
gischer Reihung angeführt und im Originalwortlaut wiedergegeben. Franz Welz in Kloster
grab meldete ein „Verfahren zur Herstellung rothgefärbten Glases“ an (Priv. Nr. G. 42/2560,
erth. 5. 10. 1892, Priorität 14. 10. 1891; Privilegien-Katalog 1896, Nr. 13444, S. 1078,
ebenso 1898, Nr. 14729, S. 1189 und 1899, Nr. 11763, S. 967). Besondere Bedeutung
kommt in diesem Zusammenhang den Aufzeichnungen von Alois Franz Welz über „Die Ge
schichte der Glasfärbung mit Selen“ zu (Typoskript 1942) zu (s. S. 226-227).
„Den Gegenstand der vorliegenden Erfindung bildet ein Verfahren zur Herstellung rotgefärbten Gla
ses, welches im Wesentlichen darin besteht, daß der Glasmasse im Hafen Selen zugesetzt wird.
Dieser Zusatz bewirkt, daß das aus dieser Masse aus dem Hafen zu arbeitende Glas eine röthliche bis
rote Farbe erhält, welcher ich den Namen Creme rose gegeben habe.
Die Menge des nötigen Zusatzes richtet sich einerseits nach der Zusammensetzung der Glasmasse,
welche bekanntlich in erster Linie davon abhängt, ob die Herstellung weicheren oder härteren Glases
beabsichtigt ist, andererseits nach der Tiefe des Farbentones, welcher zu erzielen gewünscht wird.
Das beiliegende Muster zeigt einen Glaszapfen, dessen Färbung durch Zusatz von Selen zum Glas
satze bewirkt worden ist.
Dieser Zapfen wurde aus dem Hafen gearbeitet, in welchem sich eine aus
75 Gewichtsteilen Sand,
7 1 / 2 " gelöschtem Kalk,
2 " Soda,
15 " Pottasche,
4 " Kalisalpeter
4 " Natronsalpeter,
5 " Borax, und
0.375 " Selen
bestehende Glasmasse befand.
Neu und Gegenstand des Pivilegiums ist: Ein Verfahren zur Herstellung rotgefärbten Glases, beste
hend im Zusetzen von Selen zu dem Glassatze.“
Das Privilegium des Dr. Alfons Spitzer, Wien, zur „Verwendung selenigsaurer oder selen
saurer Salze, um Glasmasse rosenroth zu färben“ (Priv. Nr. O. 43/3572, erth. 10. 9. 1893,
Priorität 18.2.1893) wurde an die Firma Wilhelm Kralik Sohn in Eleonorenhain übertragen
(Privilegien-Katalog 1896, Nr. 11961, S. 959):
Um Glasmasse zu färben werden selenigsaures Natron oder selenigsaures Kali oder selenigsaures
Calcium oder die entsprechenden selensauren Salze oder andere selenigsaure und selensaure Ver
bindungen in die schmelzende Glasmasse eingetragen und zwar in einer je nach der Intensität der
Färbung sich richtenden geringeren oder größeren Quantität. Es wird bis zur vollständigen Auflösung
der angewandten Salze in der schmelzenden Glasmasse gewartet, gleichzeitig gut durchgerührt und
hierauf passende Reductionsmittel wie arsenige Säure, arsenigsaures Natron, arsenigsaures Kali,
schwefligsaures Natron kurz was immer für Reductionsmittel in einer der angewandten Quantität der
Selensalze entsprechenden Menge zugesetzt und gut umgerührt, um eine vollständige rosenrote Fär
bung des Glases mit dem sich nun ausscheidenden Selen zu bewirken.“
Auf Dr. A. Spitzer und L. Wilhelm, Wien, ging ein „Verfahren zum Entfärben, bezw. Rosen-
rothfärben auf Glas“ zurück (Privilegien-Katalog 1898, Nr. 13118, S. 1061; Erteilung 16.2.
1898, Priorität 15.1.1898, Priv. Nr. G 48/1111).
Schnurpfeil (1906) nennt „Gold, Kupfer, Selen und Mangan, auch Eisenoxyd“ für die
Schmelzung des roten Glases. Seine Rezepturen 80-83 enthalten Selen und ergeben die
Farbtöne „Rosarot, Rot, Rose oder rosenrot, Rosa“ (s. S. 220) sowie aurorafarbig
(s. S. 222). In seiner Publikation von 1923 führt Schnurpfeil auch „Rosafarbiges Glas
(lachsfarbig)“ an (s. S. 224), ferner empfiehlt derselbe Autor Rezepte für Selenrubinglas
und Schwefelrubinglas (s. S. 225). Ludwig Springer (1937) erwähnt „eine rosa bis gelbrote
Färbung“, die durch Verwendung von Selenverbindungen erzielt wird (s. S. 225).
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