dem Lichte schwarze Tupfen erkennen, die im auffallenden Lichte mit weißer, ins Graue gehender
Farbe leuchteten, von Ebell daher für ausgeschiedenes Blei, in metallischem Zustande, erklärt wer
den. Gestützt auf dieses Verhalten sehr bleireicher Gläser, ist dann Ebell der Ansicht, daß solche mit
Bleioxyd übersetzt, das Oxyd in ihnen in zwei verschiedenen Zuständen vorhanden, nämlich theils an
Kieselsäure gebunden, theils frei im Glase gelöst sei. Das gelöste Bleioxyd wäre dann das leicht redu-
cirbare, könnte, auch reducirt, als metallisches Blei zum Theil in Lösung bleiben, scheide sich aber, un
ter geeigneten Umständen, wie Silber und Gold aus dieser Lösung krystallinisch ab.
Mit Gold nicht gesättigte Gläser lassen, auch nach langsamem Erkalten, keine Ausscheidung er
kennen, bleiben durchsichtig und farblos, haben aber die Eigenschaft, beim Anwärmen roth anzulau
fen, eingebüßt. Es ist somit im Allgemeinen rasche Abkühlung der erschmolzenen Masse, wenn
nicht unerläßliche Bedingung, wenigstens bedeutendes Förderungsmittel, leichten Anlaufens und
schöner Färbung des herzustellenden Rubinglases.
Bei einem Material wie dem Goldglase, dessen Eigenschaften so großem Wechsel unterworfen und
von so verschiedenen Umständen bedingt werden, ist es leicht erklärlich, daß selbst das Product einer
und derselben Schmelze, ja innerhalb ein und desselben Schmelzgefäßes, oft kein gleichmäßiges.
Wurde das Glas während des Schmelzens nicht gerührt, der Tiegel, in dem es sich befand, nach voll
endeter Schmelze dann aus dem Ofen entfernt, und an der Luft, oder durch um denselben geschla
gene nasse Tücher, rasch abgekühlt, so zeigte sein Inhalt sich in der obersten Schicht farblos; dann
folgte eine Schicht von grünlicher Farbe, dann eine von derjenigen gebrannten Zuckers, und ging das
Ansehen des untersten Glases oft, wenn auch nicht stets, ins Lebrige über. Von diesen verschiedenen
Schichten lief, bei nachherigem Anwärmen, das farblose Glas nicht an; das Glas aller folgenden
Schichten dagegen, sogar das lebrige, ergaben tief und schön gefärbten Rubin. Müller meint hieraus
ableiten zu müssen, daß sich das Gold zu Anfang der Schmelze niederschlage, in einem späteren Sta
dium von unten nach oben zu löse. Ist solches der Fall, so ist ein Umrühren der Masse während der
Schmelze, das unter Anderen schon Fuß empfohlen, für das Gelingen des Productes jedenfalls recht
zweckdienlich.
Auch das Anlaufen, die Entwickelung der rothen Farbe, erfolgt bei verschiedenen Gläsern nicht in
derselben Weise. Bei gutem, farblosem, oder gelblichem, goldhaltigem Glase beginnt es bereits in den
ersten Stadien der Rothgluth, bei einer Temperatur, bei der sich die schneidenden Kanten eben erst zu
runden anfangen; bei anderen Rubingläsern muß die Anlaufhitze weiter, bis zum Weichwerden der
Masse, gesteigert werden. In vielen Fällen geht das Flervortreten des Roth sehr rasch vor sich, in an
deren so langsam, daß man oft mehrmals anzuwärmen sich genöthigt sieht; endlich ist auch die Farbe
nicht stets dieselbe. Im Allgemeinen kann angenommen werden, daß, je mehr Gold ein Glas aufge
nommen, um so rascher, und mit um so tieferer Farbe auch die Entwickelung der Anlauffarbe vor sich
gehe, und stehen daher, durch ihr Lösungsvermögen für Gold beeinflußt, auf der einen Seite als lang
sam und schwer anlaufend, die bleifreien Alkali=Kalkgläser, auf der entgegengesetzten das alka
lifreie Bleiglas, das bei einem Goldgehalte von 1 pr. mille, schon gleich nach der Schmelze, beim
Abschrecken in Wasser, satte Rubinfarbe zeigt, einander gegenüber.
Auffallend erscheint im Verhalten des Goldrubins, daß sein Anlaufen bei einer bestimmten Temperatur,
niederer Rothgluth, nur dann erfolgt, wenn diese in aufsteigender Richtung, nicht, wenn sie durch Ab
kühlung erreicht worden; das scheinbar Unerklärliche solchen Verhaltens schwindet indeß, erwägt
man die Zustände, in denen sich das Glas bei verschiedenen Temperaturen befindet. Die Zustände
waren bei:
We i ß g I u t h: Farblos, oder topasfarbig.
Rothgluth, hoher: Farbe des gebrannten Zuckers.
Rothgluth, mittlerer: „durchgehend, oder bereits lebrig”.
Rothglut, niederer: rubinroth. (Anlauffarbe).
Bei allmälig fallender Temperatur geht somit das Goldglas durch, und wird lebrig, ehe es das Stadium
des Anlaufens erreicht, während es, rasch abgekühlt, und hierbei gewissermaßen mit Gold übersättigt
erstarrt, beim Anwärmen dann zuerst unter die dem Anlaufen günstigen Temperaturbedingungen ver
setzt wird. Daß sich die rothe Modification des Goldes auch direct bei der niederen Rothgluth bil
den könne, zeigten die angeführten Versuche Knaffi’s auf Porcellan und Glasscherben, ja einer,
gelegentlich der Müller'schen Arbeit, gemachten Mittheilung Fr. Knapp’s nach, ist an farblosem
Goldrubin, sogar bei gewöhnlicher Temperatur, unter Einwirkung zerstreuten Lichtes ein, wenn auch
200