14. Jahrhundert an finden sich auch Laien, die diese
Kunst ausüben. Es sind auch nicht mehr bloß die gottes
dienstlichen oder die theologischen Bücher, die mit Ma
lereien und kunstvollen Initialen geschmückt werden,
sondern dieser Buchschmuck greift auf viele andere
Werke über. Als Auftraggeber für Buchmalereien finden
wir in dieser Zeit vielfach adelige Herren und Herrscher.
Sie lassen für sich selbst Bücher illuminieren, lassen
aber ihre Buchmaler auch oft für Klöster arbeiten.
Die neuerfundene Kunst des Buchdruckes und des
Holzschnittes und Kupferstiches bedeutet das unaufhalt
same Ende für die klösterlichen und nichtklösterlichen
Schreiberschulen. Die ersten gedruckten Bücher mußten
zwar noch von Schreibern vollendet werden, die die
Initialen hinzufügten und manche Seiten mit Malereien
schmückten. Aber bald wurde auch diese Arbeit von der
Maschine übernommen. Unserer modernen Zeit scheint
es beinahe unfaßbar, wie man einmal Bücher von der
ersten bis zur letzten Seite nur mit der Hand schreiben
konnte.
Wenn man handgeschriebene und illuminierte Bücher
in einer Ausstellung sieht, so werden sie zunächst als
Kuriosum angesehen, das man wegen seines Alters und
wegen der Art seiner Herstellung bestaunt. Die pracht
volle Ausstattung einzelner Handschriften ist für die
Kunstgeschichte von höchstem Wert. Denn es gibt kaum
ein Werk der mittelalterlichen Monumentalmalerei, das
sich so unversehrt erhalten hätte wie die in den meist
geschlossenen Büchern verwahrten Buchmalereien.
Wer jedoch die Bücher so sehen will, wie sie wirklich
waren, der darf sie weder als bloßes Kuriosum noch als
reines Kunstdenkmal betrachten, sondern muß sich be
mühen, sie als das zu sehen, was sie im Gesamtorganis
mus des mittelalterlichen Klosters waren. Diese Bücher
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