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Volltext: Grosse Kunst aus Österreichs Klöstern

anbrechenden Renaissance zeigt der Apostel Thomas 
(Nr. 90) aus Vorau in Steiermark vom Beginn des fünf 
zehnten Jahrhunderts. Er ist gleichsam eine Über 
setzung der Groß-Lobminger Figuren, der Hauptwerke 
der steirischen Skulptur des internationalen (höfischen) 
Stils, der durch seine weichen harmonisch fließenden 
Formen gekennzeichnet ist. Ein neues verstärktes Ge 
fühl für gedrungene Körperhaftigkeit zeigt die Kunst 
der Mitte des 15. Jahrhunderts, der die hl. Katharina 
(Nr. 91) aus Kremsmünster, die in Wien entstanden ist, 
angehört. Etwas von der erregten Großartigkeit der 
Reifezeit des Meisters E. S. atmet der Johannes der 
Täufer (Nr. 92) aus Lambach in Oberösterreich. Um 
1500 war Österreich der Nährboden, aus dem durch die 
Tätigkeit Cranachs und Breus, Altdorfers und Wolf 
Hubers die Kunst der Donauschule mit ihrem neuen 
mystischen Erleben der Natur und des All entstanden ist 
(Nr. 96—108). 
Seit dem Beginn des 15. Jahrhunderts dient auch die 
neu entstandene Druckgraphik, die Einblattdrucke und 
Kupferstiche, als Andachtsbild und zur Ausschmückung 
von Handschriften, Büchern und auch Innenräumen. 
Alle Stufen von der Meisterleistung einer großen, meist 
anonymen künstlerischen Persönlichkeit bis zu den be 
scheidenen Erzeugnissen altertümlich wirkender Volks 
kunst sind vertreten. Die frühesten stammen aus Öster 
reich und Böhmen und sind vor allem in den Klöstern 
erhalten geblieben. Am Anfang steht die berühmte Lam- 
bacher Pieta (Nr. 109) — ihrem Typus nach eines der 
über ganz Mitteleuropa verbreiteten, zur Einzelandacht 
geschaffenen Vesperbilder — bei der sich schönformiger 
Linienschwung mit ausdruckshaftem Realismus groß 
artig verbindet und eine für den Salzburger Kunstkreis 
charakteristische formgeschlossene Monumentalität er- 
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