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Volltext: Orientalisierende Gläser

In den „Werkzeichnungen“ Bd. XI von Lobmeyr ist Teirich eine Serie zuzuschreiben, 
deren Blatt A die Bemerkung „Vasen etc. aus weissem Beinglase mit persischer (fla 
cher) Malerei, ornamentirt von Prof. Theirich“ enthält (Abb. 43, S. 93). Die Zeichnung ist 
undatiert, doch ist die Vase auf der Wiener Weltausstellung 1873 gezeigt und - mit 
geringfügigen Abweichungen im Ornament, die sich aber auf die Ausführung bzw. die 
Umzeichnung für den Druck ergeben haben könnten - in Teirichs „Blättern für Kunst 
gewerbe“ abgebildet worden (Abb. 42, S. 92). Bemerkenswert ist der „erklärende Text“ 
zu dieser Illustration (Blätterfür Kunstgewerbe 3/1874, S. 32), dersich mit dem orienta 
lischen Eindruck der Vase - trotz Renaissanceornamenten - auseinandersetzt: „Die 
Zeichnung und Ornamentik dieser Vase bedient sich zwar der Formensprache der 
Renaissance, gewinnt jedoch durch eine sehr lebhafte Farbengebung ganz den Cha 
rakter der orientalischen Arbeiten. Hiezu trägt wesentlich bei, dass alle Stengel, Blätter 
und Blüthen mit Goldfäden umsäumt sind, was an die Cloisonnä-Emailarbeiten erin 
nert, aber für Glas, dem Materiale dieser Vase, gewiss nicht stylwidrig ist. Deckel und 
Hauptkörper des Gefässes sind intensiv braunroth. Diese Farbe wiederholt sich an den 
Rosetten der oberen Bordüre, deren Fond türkisblau ist. An dem unteren kelchartigen 
Theile, sowie an dem spitz zulaufenden Ende des Deckels, ist dieselbe blaue Farbe mit 
Schwarz und Dunkelblau combinirt. Auch am Fusse, der mit weissen Blumen decorirt 
ist, findet sich das Türkisblau angewandt. Die untertheilenden Bordüren sind schwarz 
mit Goldrosetten geziert, die wenigen Gliederungen, sowie der Henkel gut ver 
goldet. Im Feston entfaltet sich eine bunte Farbenpracht, doch auch hier untertheilen 
und umrahmen Goldfäden die einzelnen Farbenfelder. Die technische Ausführung die 
ser, auf der Wiener Weltausstellung gewesenen Glasvase, ist eine tadellose.“ (Abb. 
40-43, S 91-93). 
Ganz bestimmte Einzelmotive der Spiralranke - das Blattwerk, die kleinen fünfblätt 
rigen Blüten - lassen sich bis zu einer Zeichnung Teirichs zurückverfolgen, die er am 
28. September 1869 in der Certosa von Pavia anfertigte (sie hat sich aus dem Nachlaß 
des Künstlers im Österreichischen Museum erhalten, Inv. K. 1.7878, Abb. 44, S. 94). In 
der Publikation „Ornamente aus der Blüthezeit italienischer Renaissance (Intarsien)“, 
Wien 1873, zeigt uns Tafel 21 Intarsien der „Chorstühle in der Kirche der Certosa bei 
Pavia“ (Abb. 45, S. 95). Auch in der Veröffentlichung „Eingelegte Marmor-Ornamente 
des Mittelalters und der Renaissance“ (Wien 1875) finden wir ähnliche fünfblättrige Blü 
ten in Spiralranken aus dem Dogenpalast zu Venedig (Taf. XV; Abb. 46, S. 97). Ein noch 
besseres Vergleichsbeispiel konnte ich nicht entdecken. Auf ganz andere Quellen 
geht die Ornamentik der Vase auf Blatt B (Abb. 48, S. 98) zurück. Vermutlich bediente 
sich Teirich hiereiner persischen Bordüre aus dem Werk von Racinet (Abb. 51, S. 101). 
Indische Ornamentik liegt den Dekorationen eines weiteren Gefäßes zugrunde, wohl 
wieder dem Werk von Racinet entnommen und hier als Zitat unverändert verwendet 
(Abb. 58, S. 105; Abb. 55, S. 104). 
Teirich war auf der Wiener Weltausstellung auch mit seinem Werk über Ornamente der 
Renaissance vertreten: „Teirich Valentin, k.k. Professor an der Kunstgewerbeschule 
des k. k. Museums, Wien. Ornamente aus der Blüthezeit italienischer Renaissance, 
Originalaufnahme des Ausstellers, 25 Tafeln mit Text (Wien, Beck’sche Universitäts 
buchhandlung); Blätter für Kunstgewerbe, vom Aussteller herausgegeben und redigirt 
(Verlag von R. v. Waldheim, Wien)“ (Kat. Wien 1873, Österreich, S. 463, Nr. 162). 
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