Abbildung 47, also leider abermals in nicht ganz
richtigem Aufriß.
Kaiser Maximilian I. verlieh zu Augsburg am
19. September 1516 dem Dornpropst und der
Dompropstei zu Sankt Stephan in Wien unter
dem Propste Paulsen von Oberstein das nach-
beschriebene Wappen (Abb. 48):
„Ain Schildt in der Mitte nach der leng gleich
getailt, das vorder über Zwerch in drey gleiche
stuckh getailt, Nemblich das under und Ober Rot,
und mitter Weis oder Silberfarb, und hindertail nach der leenng auch in drey
Straßen gleich getailt und vorder weis oder Silberfarb und die mitter Rot.
Undt auf dem Schildt ain schöne wehrtzierte Bischöfliche Inffel und über
Egg dar Inn ain Bischof-Stab." Die mit dieser Propstei
vereinte Domdechantei Kiernberg führte im silbernen
Felde über einem grünen Dreiberg schwebend die roten
Buchstaben D und K.
Der landesfürstlichen Propstei Wiener-Neustadt
unter dem ersten Propste und Pfarrer zu „Unserer
Lieben Frau in der Neustadt", Wolfgang Günther,
wurde vom römischen Könige Friedrich III. (IV.) im
jahre 1445 ein eigenes Wappen verliehen, das in der
Abbildung 49 zu sehen ist. Das Original des Wappen-
briefes scheint aber verloren gegangen zu sein.
Der Schild ist geteilt und enthält oben einen
gekrönten schwarzen, einköpfigen Adler im goldenen gzzkzgnseiligliifäiyxrgf
Felde, wahrscheinlich eine Anspielung auf den Verleiher „m dessennn, wamschein.
des Wappens, den römischen König, der als solcher "Ch {"15 4"" P11" 1365-
nur einen einköpfigen Adler führte, unten einen Sparren (Rö'"'jf,"js,fj'jf,','jf'm'"'
über einem naturfarbigen Zinnenturm, Feld und Sparren
von Silber und Blau in wechselnden Tinkturen gespalten. Auf dem Schilde
ruht zwischen der Mitra und dem Pedum des infulierten Propstes ein
gekrönter Spangenhelm mit rechts schwarz-goldener, links blau-silberner
Decke, der den Adler des Schildes als Kleinod trägt.
Wie die Propsteien als solche, sind auch ihre
Vorsteher, die Pröpste, wappenfähig und können
sich wie die Bischöfe, Äbte und Äbtissinnen etc. in
Österreich ein persönliches Wappen durch ein so-
genanntes Wappenplakat von seiten des k. k. Mini-
steriums des Innern nach ihrem eigenen Vorschlag
zuweisen lassen. Im Schilde des neuanzunehmenden
Wappens kann das Wappenbild der betreffenden
Propstei mit dem persönlichen Wappenbild in
Abb.4o. Fürsterzbischof irgendeiner Weise zusammengestellt werden, wie
Abb. 39. Erzbischof (griechisch-
unien)
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dies zum Beispiel in der Abbildung 50 zu sehen ist, doch können diese
beiden Wappen auch in getrennten, nebeneinanderstehenden Schilden unter-
gebracht werden. Führt die Propstei kein Wappen, so entfällt natürlich von
selbst deren Andeutung. Die Abbildung 50 zeigt das Wappen des infulierten
Propstes und niederösterreichischen
Landesprälaten Ignaz Stidl, der am
1. November 1907 zum Propste der
Realpropstei Eisgarn in Niederöster-
reich ernannt und dem am I7. Jänner
Igog folgendes Wappenbild bestätigt
worden war:
Schild gespalten; vorne in Gold
eine nimbierte und gekrönte sitzende
Gottesmutter mit dem Jesuskinde
(Wappen derPropstei Eisgarn), rück-
wärts in Silber auf grünem Dreiberg
eine grüne, befruchtete Eiche mit
braunem Stamm, der von den gol-
denen Monogrammen Christi und
Mariens beseitet wird. Auf dem
Schilde ruhen rechts Mitra und Pe-
dum, links ein gekrönter Stechhelm
mit blau-goldener und grün-silberner
Decke, der als Kleinod ein schwarzes
Mühlrad trägt. In der Zeichnung
wurde der Versuch gemacht, die
ungleiche Höhe der beiden Kopfbe-
deckungen, Mitra und Helm, durch
die Helmdecke auszugleichen. Durch
eine Placierung der Mitra auf der
abfiatternden Helmdecke könnte
wohl dieselbe Höhe, die der Helm
mit seinem Kleinod besitzt, erreicht
werden, aber ein derartiges Arrange-
ment wäre jedenfalls unnatürlich,
weil doch eine schwere Mitra niemals
auf einem freischwebenden Tuch-
streifen stehen kann. Eine solche
Aufstellung der Mitra, die sich in der
Abb. 42. Grabstein des Dompropstesvon Sankt Stephan
in Wien, Virgilius Cantzler (i- 1503). Rechts unten das
Wappen mit dem Kreuze und der Binde, beide aber
miteinander verbunden. (Aus: Gerlach's Todtenschilder
und Grabsteine)
schlechtesten Zeit der heraldischen Kunst allerdings häufig nachweisen läßt,
scheint in neuerer Zeit bei unseren Wappenmalern leider wieder sehr beliebt
geworden zu sein, denn ich fand sie in manchen geistlichen Wappen-
plakaten zur Anwendung gebracht, so zum Beispiel im Wappen des Abtes
Karl von Melk (r88x), des Propstes Landsteiner zu Nikolsburg (1896), der