JOSEF SALB
Josef Salb, laut Thieme-Becker „Architekt u. Entwurfzeichner, geb. 5. 8. 1845 Wien,
gest. 28. 3.1904 Wien, 1876/1903 Prof, an d. k.k. Staatsgewerbeschule in Salzburg“
(Thieme-Becker 29/1935, S. 337) war für Lobmeyr immer wieder als Entwerfer tätig. Im
Wiener Adreßbuch „Lehmann“ wird Josef Salb im Jahre 1873 erstmals genannt (Adres
se: V. Wehrgasse 25), und zwar als „Kunstgewerbezeichner“. 1874 lautete seine
Anschrift „VI. Schmalzhofg. 14“, 1875 und 1876 „V. Hundsthurmstr. 22“. In diesen beiden
letztgenannten Jahren scheint er als „Architekt“ auf. Ab 1877 verzeichnet ihn der
„Lehmann“ nicht mehr. Die Informationen bei Thieme-Becker über diesen Künstler
beschränken sich auf das oben angeführte Zitat, sodaß einiges - vor allem seine Tätig
keit für das Kunsthandwerk - nachgetragen werden kann und soll. Dies ist aufgrund
der Jahresberichte der Staatsgewerbeschule in Salzburg möglich, wo Salb „Geometr.
Formenlehre und geometr. Zeichnen, Körperzeichnen, Perspective, Freihand
zeichnen“ unterrichtete (Jahresbericht Salzburg 1881/82, S. 14); er „lehrte Styllehre
und Stylzeichnen, kunstgewerbliches Fachzeichnen und kunstgewerbliche Formen
lehre“ (Jahresbericht Salzburg 1885/86, S. 22); im Schuljahr 1899/1900 unterrichtete
er „Freihandzeichnen im Wintersemester, kunstgewerbliches Fachzeichnen in beiden
Semestern und kunstgewerbliche Formenlehre im Sommersemester an der Werkmei
sterschule, im Wintersemester kunstgewerbliches Fachzeichnen an der Fortbildungs
schule“ (Jahresbericht Salzburg 1899/1900, S. 19). In diesen Jahresberichten, die sich
zwar zum Großteil, leider aber nicht vollständig, im Österreichischen Museum für ange
wandte Kunst erhalten haben, ist ein eigener Abschnitt jeweils den „ausserdienstli-
chen Arbeiten“ (wie es später auch heißt: „Privatthätigkeiten“) der Lehrkräfte gewid-
met.
Da die vielfältigen Entwürfe Salbs bisher zum größten Teil unbekannt sind - sie bezie
hen sich nicht nur auf Glas für Lobmeyr - und die Jahresberichte der Unterrichtsan
stalten selbst in Bibliotheken sehr selten Vorkommen, sei Salbs Entwerfertätigkeit
nachstehend so vollständig wie möglich angeführt, wenn auch die Schreibweise des
Namens Lobmeyr in diesen Berichten fast immer unrichtig ist.
Jahresbericht Salzburg 4/1882-83, S. 77:
„Prof. J. Salb: 1) für J. L. Lobmeyr in Wien 4 Entwürfe für eine Crystallglasgarnitur ge
zeichnet; für eine Dessertweingarnitur im Blondel’schen Style 14 Dekorationsentwürfe
gezeichnet, welche in Crystallschliff ausgeführt werden. 2) Für J. L. Fiermann in Wien zu
Weingläsern, Flacons, Punschbowle, Punschgläsern die Chinasilbermontirungen ent
worfen, ferner zu 2 Servirtassen, 1 Visittasse, 2 Petroleumlampen die Entwürfe und
Werkzeichnungen geliefert. 3) Für J. R. Flerzog’s Buchbinderei in Leipzig 4 Buchein
bände geliefert. 4) Für Franz Hanfstängl, k. bayer. Hofphotograph in München, zu einem
großen Album den Entwurf geliefert. 5) Im Aufträge des H. Dr. Poschacher, Vice-Bürger-
meister von Salzburg, für eine Arkadengruft des neuen Friedhofes die Plafonddekora
tionen geliefert.“
Jahresbericht Salzburg 7/1885-86, S. 14:
„Professor J. Salb wurde auf Vorschlag des Künstler-Comitös von Sr. k. und k. Hoheit
dem durchlauchtigsten Kronprinzen Erzherzog Rudolf zum Illustrator für Salzburg
betreffend das Werk ,Oesterreich-Ungarn in Bild und Wort' ernannt. Derselbe lieferte
Entwürfe von Glasgefäßen für J Lobmayer in Wien und für Mayer’s Neffen in Adolf in
Böhmen; componierte für den k. Hof-Photographen Hanfstängl in München eine Serie
reicher Aufschriftschilder und für die Verlagshandlung und Buchdruckerei A. Pustet
den Einband zu einem Missale und diverse Buchdruck-Emblems. Für Salzburg lieferte
er dem Uhrenfabrikanten Pallwebereinen Entwurf zu einem grossen schmiedeisernen
Wandarm und der Möbelfirma Pfanzelter’s Wittwe mehrere Entwürfe zu gothischen
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