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Volltext: Orientalisierende Gläser

„VASEN ETC. MIT ORIENTALISCHEN EMAILDECORATIONEN.. 
(Abb. 196-208, S. 239-250) 
Die im Band XI der „Werkzeichnungen“ enthaltene Serie umfaßt „Vasen etc. mit orienta 
lischen Emaildekorationen, diese nach Zeichnungen des Architekten J. Salb“. 
In anderer Schrift wird auf das Material verwiesen: „Weisses Beinglas Rubin über 
fangen. Decor:Weisse Punkte=Weiss, Gelb=Gold, Grün=Grün, Orang = Orang, Blau 
= Blau“. Der antikisierende Dekor des Tafelaufsatzes scheint mit der Bezeichnung 
„orientalische Emaildekorationen“ in einem gewissen Widerspruch zu stehen; hier 
wurde vermutlich vor allem die Farbigkeit und die Technik der Emailmalerei selbst als 
„orientalisch“ betrachtet (eine Parallele dazu finden wir bei einer Vase Teirichs, die 
Renaissanceornamente verwendet, laut den „Blättern für Kunstgewerbe“ aber durch 
die Farbigkeit orientalisch wirkt; davon noch später). Während mir dieser Aufsatz aus 
zeitgenössischen Abbildungen nicht bekannt ist, können wir die Werkzeichnungen der 
Vase Blatt B (Abb. 197,198, S. 240,241)) mit einer Reproduktion aus der „Gewerbehalle“ 
vergleichen. Die Ornamentik enthält Motive, die uns aus dem „persischen“ Formen 
schatz geläufig sind; eine direkte Vorlage, die Salb verwendete, ist mir nicht bekannt. 
Einzelmotive und Kompositionsschema des Dekors einer weiteren Vase von Salb (Abb. 
208, S. 250) ist indischer Ornamentik vergleichbar. Die drei Vasen von Blatt B und C der 
„Lobmeyr-Werkzeichnungen“ Band XI (Abb. 197,203) können wiranhand einer Repro 
duktion (Abb. 198) identifizieren. Für die beiden anderen abgebildeten Vasen (Abb. 198 
links und zweite von rechts) fehlen die Werkzeichnungen - wir wissen aber inzwischen, 
daß die von Lobmeyr dem Museum übereigneten Bände nicht das gesamte Erzeu 
gungsprogramm der Firma enthalten. 
Bei kritischer Analyse des den Werkzeichnungen beigegebenen Textes fällt auf, daß 
der Entwerfer der Gefäßformen ungenannt bleibt: Es ist ausdrücklich von „Vasen etc. 
mit orientalischen Emaildecorationen, diese nach Zeichnungen des Architekten J. 
Salb“ die Rede. Nun darf man sich nicht zu dem - übereilten - Schluß hinreißen lassen, 
Salb hätte auch die Formen entworfen. Zahlreiche Formentwürfe schuf Ludwig Lob 
meyr selbst oder ein anderer Künstler. Für ein und dieselbe Form konnten die verschie 
densten Dekore bestimmt sein: ein Beispiel unter vielen ist eine Vase „aus blaugrauen, 
opaken Glase mit weissen Emailornamenten nach Zeichnung der Architekten Girard 
und Rehlender“ (Abb. 117, S. 156), die mit einer Vase aus einer Serie von „Vasen aus hell 
aquamarinblauem Glase, eigene Formen, mit orientalischen Gold und Emailorna 
menten, diese nach Zeichnung der Architekten Girard u. Rehlender“ (Abb. 118, S. 157) 
vergleichbar ist. War bei der erstgenannten Vase (Abb. 117) kein ausdrücklicher Hin 
weis auf die Form zu finden, so bezieht sich bei der anderen Vase (Abb. 118) die Be 
zeichnung „eigene Formen“ wenn nicht überhaupt auf Ludwig Lobmeyr selbst, so 
doch auf die Firma Lobmeyr. Eindeutig ist auch hier, daß die Architekten Girard und 
Rehlender nur für die Ornamentik verantwortlich zeichnen. 
Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang auch, daß die zwei von Salb gezeichne 
ten Serien von Toilettegläsern auf vielen Blättern zwei voneinander abweichende Datie 
rungen tragen; die der Firma Lobmeyr mit 1872, die von Salb mit 1873. Vielleicht ist dies 
so zu erklären, daß die Formen durch Lobmeyr 1872, die Dekorentwürfe durch Salb 
1873 geschaffen wurden. 
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