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Full text: Orientalisierende Gläser

welchen ich in so regem Verkehre stand, sondern ich war es auch thatsächlich... Wie 
sehr mir außerdem dabei die Sammlungen des österr. Museums zugute kamen, kann 
ich nicht genug betonen. Die vorhandenen Gegenstände selbst boten mir viele Anre 
gungen und wenn ich dann zum Direktor, Hofrath Eitelberger kam und ihn bat, mir für 
eine Serie von Gefäßen, welche auszuführen ich vorhatte, diese oder jene Vorlagen zu 
leihen, sagte er nicht selten: Ei, da haben wir ja viel Geeigneteres! ging gleich selbst mit 
in die Bibliothek und ließ mir, was ihm bei seinem geradezu außerordentlichen 
Gedächtnisse ein Leichtes war, eine Anzahl Blätter und Werke zeigen, unter denen ich 
frei wählen konnte, wobei er mir stets zur Seite blieb. Waren darunter Blätter, welche 
nur schwer wieder zu beschaffen gewesen wären oder gar Unika, sogerieth der Biblio 
thekar Dr. Schestag wohl in nicht geringe Aufregung, aber der Hofrath sagte, die 
Sammlungen seien in erster Linie da, das Kunstgewerbe zu entwickeln, nicht aber 
ängstlich den eigenen Bestand zu wahren, und so konnte ich auch die werthvollsten 
Vorlagen oder die heikelsten Gegenstände für Wochen entnehmen. Es ist wohl selbst 
verständlich, daß ich sie den Arbeitern sorgfältig bis auf die Stelle, welche sie zu benüt 
zen hatten, mit fester Umhüllung oder selbst nur unter Glas und mit besonders sicherer 
Verpackung zusandte, so daß auch Alles unversehrt wieder zurückkam, auch daß man 
nicht gerade dem Nächstbesten ganz gleiches Vertrauen entgegenbrachte... Meine 
Museumsgesellschaften, oder lassen wir die von Eitelberger eingeführte Benennung 
.Musealabende“, begannen im Jahre 1870. Zu diesen stellte ich regelmäßig auf, was 
Neues fertig geworden war, damit darüber eingehendst Kunstgericht gehalten werde. 
An diesen Abenden nahmen neben den Herren des Museums mit ihren Damen, also 
Eitelberger, Falke, Bücher Storck, Laufberger, Sturm, Hauser, Lippmann, auch die Pro 
fessoren Engerth und Jacoby, dann die Architekten v. Ferstel und Teirich theil.“ (Auto 
biographie Lobmeyr, S. 140-141). 
Aus den Namen, die Lobmeyr nennt, können wir ersehen, daß in die enge Verbindung 
mit dem Österreichischen Museum für Kunst und Industrie selbstverständlich auch die 
Kunstgewerbeschule des Museums eingeschlossen war. Darüber hinaus arbeitete 
Lobmeyr mit nahezu allen Ringstraßen-Architekten zusammen. 
Die Zusammengehörigkeit Lobmeyrs mit dem Museum drückte sich in einem ganz 
außerordentlichen Geschenk aus: „Die Lobmeyr’sche Widmung an die Bibliothek des 
Oesterr. Museums. Herr Ludwig Lobmeyr, Eigenthümer der Firma J. & L. Lobmeyr, k.k. 
Hof-Glaswaarenhändler in Wien, Curator des k.k. Oesterr. Museums für Kunst und In 
dustrie, hat dem genannten Institute elf Prachtbände mit circa 600 Blättern Werkzeich 
nungen von einer großen Anzahl der für die Firma Lobmeyr seit Gründung derselben, 
d.i. seit 1824 bis in die Neuzeit ausgeführten Gegenstände unter der Bedingung zum 
bleibenden Eigenthum übergeben, dass diese Zeichnungen nur innerhalb der Räume 
der Museumsbibliothek benützt werden dürfen. Die Zeichnungen sind nach Gegen 
ständen und chronologisch geordnet und enthält Band l-lll Trink-Services, Band IV-VI 
Dessert-Services, Band Vll-Vlll Trinkgefäße, Band IX Ziergefäße, Band X Krystallgefäße 
und Band XI Blumenvasen. Die einzelnen Blätter tragen nebst der Jahreszahl der Aus 
führung die Angabe der Muster oderdie Namen der Künstler, nach deren Entwürfen die 
Gefäße angefertigt wurden. Eine Fortsetzung zu diesen elf Bänden, mit welchen das 
Werk noch nicht als abgeschlossen zu betrachten ist, hat Herr Lobmeyr gütigst in Aus 
sicht gestellt. Da ein Werk ähnlicher Art über die Glasindustrie überhaupt nicht existirt 
und das Lobmeyr’sche Glaswaarengeschäft in Wien mit der Entwicklungsgeschichte 
der österreichischen Glasindustrie in innigstem Zusammenhänge steht, so erhöht sich 
die Bedeutung der Lobmeyr’sehen Widmung. Herr L. Lobmeyr ist bei diesem Geschen 
ke von dem Wunsche geleitet worden, auf diese Weise speziell die österreichische 
Glasindustrie zu fördern. 
Das Lobmeyr’sche Geschäft in Wien wurde im Jahre 1824 von Jos. Lobmeyr Vater 
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